"Viel mehr als nur Körpersprache - Executive Presence" von Kay-Sölve Richter und Christoph Münzner

Viele Führungskräfte aus dem Top-Management bringen eigentlich alles mit, was sie für ein überzeugendes Auftreten in der Öffentlichkeit benötigen. Dennoch ist der erste Gedanke vor wichtigen Vorträgen, Fernsehinterviews und Videobotschaften häufig: Was muss ich korrigieren oder abschalten, wie muss ich mich „verstellen“, um die bestmögliche Figur abzugeben? Christoph Münzner und Kay-Sölve Richter sagen in ihrem neuen Buch Viel mehr als nur Körpersprache: Oft ist es eine gute Idee, möglichst viel von sich selbst zu sein. Denn es gibt nicht die eine Form der Executive Presence. Nur – warum ist genau das so unglaublich schwierig: authentischzu  sein, wenn es darauf ankommt und viele Menschen zuschauen? Woran können Menschen gezielt arbeiten, um ein hohes Maß an Authentizität und Persönlichkeit auf die Bühne zu bringen? Mehr dazu lesen Sie in Viel mehr als nur Körpersprache von Kay-Sölve Richter und Christoph Münzner – und in der folgenden Leseprobe:

Hat die Bedeutung der Authentizität real oder nur gefühlt zugenommen?

Sie alle kennen solche oder ähnliche Situationen: Sobald man mit dem Gedanken spielt, im gemieteten Bulli durch Europa zu reisen, sieht man die Kisten plötzlich an jeder Kreuzung. Wer durch Vietnam gereist ist, trifft später in der Kaffeepause garantiert Kollegen, die auch gerade dort waren und lediglich gelangweilt fragen: »Waren Sie denn auch in Laos und Kambodscha?«

Man sieht, hört und nimmt wahr, was einen selbst beschäftigt. Wie ist das mit der Authentizität? Hat der Begriff wirklich an Bedeutung gewonnen, oder haben wir möglicherweise nur einen gefühlten Zuwachs? Kann es am Ende sein, dass Authentizität überhaupt keine Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung spielt und wir sie nur vom hohen Trainerross als so wichtig empfinden, weil uns der Begriff jeden Tag umschwirrt?

 

Auf diese Frage haben wir, ehrlich gesagt, wenige erhellende Antworten gefunden. Immerhin, eine Langzeitstudie der Harvard Business Review zeigt auf, wie sich die Anzahl der Nennungen des Wortes »Authentizität« erhöht; das bezieht sich auf Headlines und Teaser in Artikeln renommierter amerikanischer Zeitungen und Wirtschaftsmagazine. Seit 2008, so das Ergebnis, hat das Bedürfnis, über Authentizität zu schreiben (und folglich: darüber zu lesen) deutlich zugenommen. Unter der Überschrift »The Authenticity Paradox« findet sich hier der folgende schöne Satz: »The word authentic traditionally referred to any work of art that is an original, not a copy«.

Diese Ergebnisse decken sich mit unseren nicht repräsentativen Erfahrungen im Trainingsraum und in vielen Vorgesprächen am Telefon. Authentisch zu sein, ist zur Bewertungskategorie geworden, wenn wir über Wirkung in der öffentlichen Kommunikation sprechen. Insbesondere, wenn man sich bewusst macht, mit welchen Merkmalen Authentizität assoziiert wird – bezeichnet das lateinische authenticus doch das Echte und Eigentliche. »Authentizität wird mit Zuverlässigkeit, Redlichkeit, Aufrichtigkeit, Unverfälschtheit und Eigenhändigkeit assoziiert.« Anders gesagt: »Wer sich authentisch verhält, hat nichts zu verbergen.«

Dabei spielt das Thema Vertrauen als zentrales Kapital von Unternehmen und ihren Managern in der ersten Reihe eine Rolle. Während »authentisch rüberzukommen« positiv besetzt ist, führt fehlende Authentizität leicht zu einem nicht stimmigen Gesamtbild von Körpersprache, Stimme und Inhalten: Was Sie sagen und wie Sie es sagen, passt in der Wahrnehmung Ihres Publikums irgendwie nicht zusammen. Gerade in der Krisenkommunikation von Top-Führungskräften hat solch ein Störmoment fatale Auswirkungen: Es sorgt schnell für Misstrauen beim Gegenüber. Ein hohes Maß an Authentizität dagegen kann zu starken öffentlichen Auftritten und hoher Glaubwürdigkeit führen.

Authentizität ist etwas, das man Ihnen verleiht, es wird Ihnen zugeschrieben und niemals sich selbst attestiert. Wenn Sie als authentisch wahrgenommen werden wollen, sollten Sie eines auf keinen Fall tun: sagen, dass Sie »eher der authentische Typ« sind. Wer für sich selbst Authentizität reklamiert, weckt ebenfalls Misstrauen – nach dem Motto: Der scheint es ja nötig zu haben.

»Gut gemeinte« Ratschläge zur sichtbaren Authentizität im Scheinwerferlicht

Kann das überhaupt funktionieren: im Scheinwerferlicht authentisch zu agieren? Schließlich wird Authentizität auch als Gegenpart zur Inszenierung beschrieben. Und das klingt durchaus einleuchtend: Wenn man sich der Betrachtung und seiner Wirkung bewusst ist – setzt man sich dann nicht automatisch in Szene? Inszeniert sich selbst und kann dadurch gar nicht mehr authentisch sein? Wie lässt sich damit umgehen?

Ein gerne gegebener Rat lautet: Egal, wie groß die Bühne ist, sprechen Sie nicht zu einem Publikum, sondern zu Ihrem besten Freund. Blenden Sie die Gegebenheiten aus und tun Sie so, als stünden Sie im lockeren Small Talk am Buffet. Von der Idee her ist das gar nicht so schlecht: Raus aus den steifen Präsentationsklamotten, rein in den Freizeitdress und die eigene (Alltags-)Sprache wiederfinden. Guter Ansatz mit dem kleinen Haken, dass er den Praxistest selten besteht. Sie stehen, vielleicht zum ersten Mal in diesem Quartal oder sogar zum ersten Mal in diesem Jahr, vor 800 Zuhörern im großen Kongress-Saal oder vor einer Ansammlung von Reportern. In diesem Moment das Setting ausblenden? Beiseite wischen, was in diesen Momenten stresst (Bühne, Licht, Unruhe, Technik) – das wird bei vielen verständlicherweise nicht funktionieren oder so viel Konzentration fressen, dass sie möglicherweise keinen klaren Gedanken mehr fassen könnten.

Der zweite Ratschlag: Sie sollten akzeptieren, dass Sie eine Rolle spielen, schließlich stehen Sie als Funktionsträger vor Publikum, Kamera oder Mikrofon. Authentizität habe in der öffentlichen Kommunikation nichts verloren. Auch dieser Gedanke behagt uns nicht so ganz. Denn was heißt es für Sie als Rednerin oder Redner, wenn Sie freiwillig Ihre Stärken abstreifen und ausgerechnet für die von vielen beobachteten Bühnenmomente in einen fremden Präsentationsanzug schlüpfen? Wenn Sie ausgerechnet in diesen doch besonders wichtigen Momenten eine Sprache sprechen, die nicht die Ihre ist?

Beim ersten Versprecher, bei der überraschenden Zwischenfrage, dem ersten Hänger oder der ersten Abweichung von der Agenda wird sich das rächen. Warum? Weil Sie keinen jahrzehntelang gelernten Ausweg parat haben. Von frühester Kindheit an versprechen wir uns alle, und zwar in so gut wie jedem Gespräch. Sich zu versprechen, gehört zur normalen Kommunikation, und genauso gehört es dazu, diese Versprecher ganz natürlich aufzufangen – indem wir den Gedanken leicht variiert zu Ende bringen oder auch einfach komplett neu ansetzen –, ohne eine große Sache daraus zu machen. Gehen wir aber mit einer »fremden« Sprache auf die Bühne oder vor die Kamera, sind diese über Jahre geübten und damit gelernten und inkorporierten Exitstrategien plötzlich nicht mehr greifbar. Wir werden darauf später noch zu sprechen kommen: Das beste Rezept gegen Blackouts ist die eigene Sprache.

Der »dritte Weg« zu Ihrer Executive Presence im Scheinwerferlicht

Wir arbeiten lieber mit einem Weg, für den Sie weder das Setting ausblenden noch eine Inszenierung abliefern müssen. Wir setzen auf eine gezielte Vorbereitung und möchten gemeinsam mit Ihnen die Voraussetzung dafür schaffen, sich authentisch und der eigenen Stärken bewusst in einem alles andere als alltäglichen Rahmen zu präsentieren. (...)

Wenn es Ihnen gelingt, jede Bühne so zu Ihrer Bühne zu machen, dass Sie Ihre ganz persönliche Executive Presence zeigen können, haben Sie Ihr Ziel erreicht. Okay, es sitzen 800 Menschen im Publikum (oder acht Millionen vor dem Fernsehgerät). Und ja, die Aktienkurse werden steigen oder fallen, je nachdem, wie überzeugend Sie in den nächsten Minuten sind. Die Lampen blenden, das Mikrofon hängt unangenehm dicht vor den Lippen und die Krawatte ist zu eng. Um in dieser wenig angenehmen Situation dennoch souverän zu agieren und das Beste daraus zu machen, haben Sie jede Menge an klassischem Handwerkszeug zur Verfügung, das Sie wahrscheinlich aber zu wenig nutzen: Struktur und Dramaturgie, Sprache und Stimme, Haltung und Haltung.

Sie wollen gern mehr erfahren über Executive Presence und wie es Ihnen gelingen kann, jede Bühne zu Ihrer Bühne zu machen? Dann lesen Sie weiter in Viel mehr als nur Körpersprache von Christoph Münzner und Kay-Sölve Richter. Im Podcast „1 Buch – 5 Fragen“ erzählen die Autoren unter anderem, warum sie das Buch geschrieben haben und was das Besondere daran ist.

Kay-Sölve Richter und Christoph Münzner

Seit 2006 unterstützen die beiden Hörfunk- und Fernsehjournalisten Kay-Sölve Richter und Christoph Münzner Unternehmen bei ihrer Kommunikation nach innen und außen. Praxis aus erster Reihe und erster Hand. Immer mit dem Ziel, die Präsenz von Führungskräften – ihre Executive Presence – sichtbar zu machen. In den Momenten, in denen es entscheidend darauf ankommt.

Die erfahrenen Medienexperten und -praktiker haben in ihrer langjährigen Radio- und TV-Karriere von der Pike auf gelernt, was es heißt, Wirkung zu erzielen. Und zwar in allen Belangen: von Ihrer Haltung über Stimme, Gestik und Mimik, die Struktur Ihres Vortrags und die Botschaften, die Sie vermitteln möchten, bis hin zur optimalen Vorbereitung. Mehr Informationen dazu finden Sie auf ihrer Website www.richter-muenzner.de