"Unbox your Relationship!" von Tobias Beck

Die Fähigkeit, stabile und gesunde Beziehungen aufzubauen, fällt nicht einfach vom Himmel. Schon in der frühesten Kindheit wird der Grundstein für diese „social Skills“ gelegt. Tobias Beck widmet sich daher nicht ohne Grund in seinem neuen Buch Unbox your Relationship! dem Thema „Elternliebe“. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Kapitel.

»Es ist sonderbar, aber Eltern sind auch Menschen, und sie sind, was die Herstellung und Aufzucht von Nachwuchs betrifft, so etwas wie ungelernte Arbeiter.«

Loriot

»Erst wenn man eigene Kinder hat, weiß man, wie groß die Liebe der Eltern war«, sagt ein japanisches Sprichwort und seitdem ich Vater bin, weiß ich, dass das stimmt. Vieles können wir tatsächlich erst dann nachvollziehen, wenn wir selbst Kinder haben: die Liebe zu einem kleinen Menschen, der ein Teil von uns ist, die Sorge, dass er nicht all das bekommt, was er braucht, um glücklich zu sein und sich bestmöglich zu entwickeln, und vor allem die Sorge darum, dass wir selbst als Eltern versagen könnten.

Als Vater bin ich für meine Kinder Maya und Emil eine Art Reisebegleiter bei ihrer Abenteuerreise auf dieser Welt. Ich sehe meine Aufgabe darin, ihre Stärken zu stärken und zu erkennen, dass diese kleinen Wesen aus einem Körper, einem Geist und einer Seele bestehen. Ja, ich glaube, wir Menschen haben einen Seelenplan, und wenn wir diesen ausleben, blühen wir auf. Deshalb ist mir eines besonders wichtig: Meine Kinder sollen verstehen, dass sie nichts tun müssen, um bedingungslos geliebt zu werden. Sie sind einfach genug und perfekt, wie sie sind. Alle Babys kommen ohne Filter auf die Welt. Ich möchte ihnen nicht meine Sicht auf die Dinge überstülpen, sondern so viele Lebensmomente mit ihnen teilen, wie irgendwie möglich, ihnen dabei helfen, tiefe Wurzeln zu schlagen und sich zurechtzufinden, ohne ihnen alles abzunehmen.

Meine Frau Rita und ich wollen keine Eltern sein, die kleine Kopien von sich selbst anfertigen oder ihre eigenen verpassten Chancen und Ambitionen durch sie verwirklichen. Das kann nicht funktionieren, weil es letztendlich um die Wünsche der Eltern und nicht die der Kinder geht.

Das für mich beste Beispiel, wie es gelingt, Kinder an ein Thema oder eine Leidenschaft heranzuführen, ist die Geschichte eines Orchesters, die ich einmal gehört habe und die mich nachhaltig beeindruckt hat. Dort kommen einmal im Jahr Kinder im Lagerraum für sämtliche Instrumente zusammen und dürfen sich, ohne dass ihre Eltern dabei sind, ein Instrument aussuchen. So kann es passieren, dass ein zartes 6-jähriges Mädchen auf eine riesige Tuba zeigt und diese dann stolz auf die Bühne schleppt.

Wenn sich alle Kinder entschieden haben, stehen sie irgendwann mit ihren Musikinstrumenten hinter einem großen Vorhang und dann geschieht etwas Magisches: Der Vorhang hebt sich und die Konzerthalle ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Alle Zuschauer stehen auf und klatschen vor Begeisterung, ohne dass die Kinder dafür etwas tun müssen. Sie dürfen einfach nur »sein«. Und das hat wunderbare Folgen: In den meisten Fällen üben die Kinder dann ganz von alleine mit dem Instrument, da sie sich in die Atmosphäre verliebt haben, in der ihre erste Begegnung mit dem von ihnen selbst gewählten Instrument stattgefunden hat.

Jeder Mensch, ob Erwachsener oder Kind, sehnt sich, wie wir schon gelernt haben, nach Liebe und diese durchläuft bei Menschen im Idealfall verschiedene Stadien:

1. Als Babys fordern wir Liebe durch kräftiges Schreien ein und werden zum Trost auf den Arm genommen und gekuschelt.
2. Irgendwann lernen wir, dass wir immer dann Liebe bekommen, wenn wir etwas dafür tun oder selbst Liebe geben.
3. Du liebst einfach ohne Konventionen und ohne etwas als Gegenleistung zu erwarten? Ab dieser Stufe bist du reich an Liebe!
4. Die höchste Stufe: auch dann zu lieben, wenn du verletzt wurdest.

Leider gibt es auch erwachsene Menschen, die schreien, um Aufmerksamkeit und Liebe zu bekommen. Diese Menschen sind offenbar auf der untersten Stufe stehengeblieben. Woran liegt es, dass manche Menschen auf dieser Stufe verharren, während es anderen irgendwann gelingt, auch dann zu lieben, wenn sie verletzt wurden? Woran liegt es, dass manche Menschen beständig ein unerschütterliches Urvertrauen in sich tragen, während andere es ein Leben lang suchen und weder in sich selbst noch in anderen finden können? Woran liegt es, dass manche Menschen stabile Beziehungen in ihrem Leben aufbauen, ohne darüber nachdenken zu müssen, während andere immer wieder enttäuscht werden?

Der Autor

Tobias Beck etablierte sich vom Flugbegleiter mit Lernschwäche zu einem der besten Speaker Europas. Als Sprecher, mehrfach ausgezeichnet vom FOCUS, erreicht er online Millionen und sein erstes Buch Unbox your Life! (GABAL 2018) wurde zum Bestseller. Sein Bewohnerfrei®-Podcast schoss sofort auf Platz 1 der iTunes-Download-Charts. Namhafte CEOs vertrauen ihm als persönlichen Berater und auf seinen Seminaren begeisterte er live bereits Hunderttausende. Als Hochschuldozent erklärt er mit viel Humor und Cleverness, wie die Prinzipien des Erfolgs und der Motivationspsychologie auch für dich funktionieren.