Audio zu Konzentration

Marco von Münchhausen bietet in dem Hörbuch zu Konzentration nicht nur interessante Einblicke in die Forschung des Multitasking, der Konzentrationsfähigkeit und der kognitiven Möglichkeiten unseres Gehirns, sondern führt Ihnen mit Selbsttests klar vor Augen, wo die eigenen Schwächen und Verbesserungsmöglichkeiten liegen. Hier können Sie reinlesen.

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Die verheerende Illusion vom Multitasking

Bevor wir in das Thema Multitasking einsteigen, möchte ich Ihnen gern eine Frage stellen: Welche der nachfolgenden Tätigkeiten üben Sie häufig gleichzeitig aus?

  • Autofahren und CD hören oder telefonieren
  • Essen und fernsehen
  • Jemandem zuhören und den eigenen Gedanken nachhängen
  • Mit den Kindern spielen und den Einkauf planen
  • Fernsehen und im Internet surfen
  • _________________ und dabei ___________________
  • _________________ und dabei ___________________
  • _________________ und dabei ___________________

Der berühmte Reformpädagoge Johann Heinrich Pestalozzi hat Ende des 19. Jahrhunderts versucht, die Fähigkeit von Schülern zu trainieren, gleichzeitig verschiedene Aufgaben zu bewältigen, und zwar durch Verteilung der Aufmerksamkeit auf verschiedene Gegenstände. Eine gute Vorbereitung, könnte man meinen, auf einen Alltag, der die Bewältigung simultaner äußerer Reize erfordert, also auf das, was heute allgemein als Multitasking bezeichnet wird. Das Zauberwort des 21. Jahrhunderts: Je mehr Dinge man gleichzeitig erledigen kann, desto vielseitiger wird man, desto mehr Zeit spart man.

Halten Sie bitte kurz inne, bevor Sie weiterlesen und prüfen Sie, ob Sie diese Aussage für richtig halten.

Ich glaube, dass man mehrere Dinge gleichzeitig tun kann, ist:

  •  richtig
  • in manchen Situationen richtig
  • meist nur auf Frauen zutreffend
  • nur in seltenen Fällen richtig
  • völliger Unsinn

In der Tat war man lange davon überzeugt, dass Multitasking möglich ist: Man kann doch gleichzeitig an einem Meeting teilnehmen und seine E-Mails checken, Essen und Fernsehen, Autofahren und Telefonieren oder gar Joggen und englische Vokabeln lernen. Gehört das nicht zu den Selbstverständlichkeiten des heutigen Lebensalltags?

Wer es zu etwas bringen und möglichst viel mitbekommen und bewältigen will, kommt ohne Multitasking nicht aus. So schien es lange Zeit Konsens zu sein. Doch schon in den 1950er Jahren belegte der britische Kognitionsforscher Edward Colin Cherry vom Manchester College of Technology das Gegenteil mit seinem heute als klassisch geltenden Cocktail-Party-Experiment. Die Erkenntnis hieraus lautet: Multitasking ist völlig unmöglich, eine Fiktion! So wie man auf einer Cocktail-Party manchmal in Versuchung kommt, neben dem eigenen Gespräch auch noch das eines benachbarten Paares zu verfolgen, ließ Cherry seine Probanden über einen Kopfhörer auf dem rechten Ohr eine Information und gleichzeitig auf dem linken Ohr eine andere hören. Die Aufgabe bestand darin, sich darauf zu konzentrieren, die Informationen des rechten Ohres möglichst genau wiederzugeben. Testen wollte er, ob sie auch etwas von dem wiederholen konnten, was sie mit dem linken Ohr gehört hatten. Konnte es möglich sein, zwei Rednern zugleich zu folgen? Nein! Keiner der Probanden konnte etwas von der zweiten Botschaft wiedergeben, ja sie konnten nicht einmal angeben, ob ein Mann oder eine Frau gesprochen hatte und auch nicht in welcher Sprache. Damit hatte Cherry gezeigt: Multitasking ist eine Illusion, ein Mythos. Wir meinen zwar, dass wir mehrere Aufgaben gleichzeitig bewältigen können. In Wirklichkeit kann sich unser Gehirn aber immer nur einer einzigen Sache widmen. Es kann eben nicht „mehrgleisig“ fahren.

Der Autor

Dr. Marco Freiherr von Münchhausen ist Jurist, Trainer, Berater und Autor mehrerer Bestseller (u.a. "Wo die Seele auftankt", "So zähmen Sie Ihren inneren Schweinehund"). In all seinen Büchern, Vorträgen und Seminaren beschäftigt er sich mit den wesentlichen Aspekten für ein erfolgreiches und erfülltes Leben und hat bereits mehr als einer halben Million Menschen zeigen können, wie sie ihre persönlichen Ressourcen bestmöglich nutzen.