"Immun gegen Probleme, Stress und Krisen" von Sebastian Mauritz

Wie knackt man den Krisen-Code? Um den Herausforderungen des Lebens auf Augenhöhe zu begegnen, benötigt es Grundwissen über unsere wichtigsten Emotionen – und welche Wirkung sie auf uns haben. Kennen Sie das Gefühl, dass jemand anderes die Knöpfe auf Ihrer Gefühlsfernbedienung drückt und Ihnen damit schlechte Laune macht? Im folgenden Auszug aus Immun gegen Probleme, Stress und Krisen erklärt Sebastian Mauritz, wie Sie wieder Herr über Ihre Gefühle werden, um sich gegen Stress zu immunisieren.

Station 7 – Die Gefühlsfernbedienung zurückholen

An dieser Station des StressGym geht es darum, anderen Menschen die Macht, die sie über unsere Gefühlswelt zu haben scheinen, zu nehmen. »Selbstwirksamkeit«, »Freiheit« und »Unabhängigkeit« sind die Zauberwörter. Dabei fällt mir immer wieder eine Frage auf, die dazu führt, dass wir unsere emotionale Freiheit verlieren: »Was macht das mit dir?« Eine schöne und weit verbreitete Frage zur Reaktions-Potenzial-Vernichtung. Tschüss, liebe Selbstwirksamkeit – es lebe die Passivität und das Opfer-Sein!

Wenn Sie jetzt sagen, dass etwas oder jemand Ihnen schlechte Laune macht, dann mag sich das so anfühlen. Gleichzeitig geben Sie diesem Etwas oder Jemand aber auch Macht über Sie.

Wie aber kommen Menschen vom »Was macht das mit dir?« zum »Ich reagiere auf …«? Die Frage, die sich bei der Gefühlsfernbedienung stellt, ist, wie Sie auf Reize Ihrer Umwelt reagieren. Sagen Sie manchmal Dinge wie »Das Handy macht mir schlechte Laune …«? Dann kennen Sie die Nummern oder Namen nur allzu gut, die Ihnen im Display schlechte Laune machen. Dazu möchte ich Ihnen eine zweite Sichtweise anbieten. Was wäre, wenn Sie diese bei Ihnen momentan noch stressauslösenden Reize als »Stresseinladungen« bezeichnen würden? Ja, Sie haben richtig gelesen, für mich sind das Einladungen. Diese kann man annehmen oder auch nicht. Erinnern Sie sich an das Zitat von Viktor Frankl? Er spricht von dem Raum zwischen Reiz und Reaktion, in dem Menschen ihre Reaktion wählen können. Sicherlich nicht immer, denn vieles läuft unbewusst oder auch automatisiert ab. Immer öfter mal bewusst die Reaktion wählen zu können ist das Ziel. Dabei entwickelt sich Immunität, wie schon am Anfang des Buches erwähnt, immer in der gleichen Reihenfolge:

Erkennen / Bewusstwerden des Reizes bzw. der Stresseinladung und unserer Reaktion,

Verstehen, was wirkt (Antreiber, Werte …) und zu unserem Verhalten führt,

Erkennen, wenn wir dem Reiz erneut begegnen,

Reagieren, wenn es geht, bewusster und selbstwirksamer als zuvor, mit einem neuen, angemesseneren Verhalten.

Bei jeder Reaktion auf einen Reiz ist es wichtig, diese auf Auswirkungen und Feedback zu prüfen. Sprich, uns zu fragen: »Wenn ich so reagiere, welche Auswirkungen hat das und welches Feedback bekomme ich zu meiner Reaktion?« Und wenn wir dann mal wieder eine Ehrenrunde mit altem Verhalten drehen, dann sollten wir gut mit uns umgehen.

Der Knopf, der auf der eigenen Gefühlsfernbedienung am meisten benutzt wird, ist der Knopf für Ärger. Der Hüter unserer Werte meldet uns so die Verletzungen dessen, was uns wichtig ist. Nur so können wir uns überhaupt ärgern. Hier können Sie sich fragen, welche Werte Ihr Gegenüber bei Ihnen durch sein Verhalten verletzt. Haben Sie ihn schon mal darauf angesprochen, was Ihnen wichtig ist und woran Sie merken würden, dass er das respektiert? Überlegen Sie auch, ob Ihr Ärger vielleicht daher rührt, dass der andere etwas tut, was Sie sich vielleicht noch nicht erlaubt haben oder noch nicht konsequent leben.

Wie komme ich von der Passivität des »Es macht was mit mir«, von der Ohn-Macht zur OM-Macht? Unter »OM-Macht« verstehe ich Achtsamkeit, und die fängt bei den Momenten an, wo wir unsere Gefühlsfernbedienung aus der Hand geben.

 

Hier einige Fragen, die Ihnen zu mehr Immunität gegen Stress verhelfen:

Trainingsfragen

Wer hat momentan noch alles Ihre Gefühlsfernbedienung?

Welchen Knopf drückt diese Person bei Ihnen?

Soll das so bleiben?

Bei wem nehmen Sie zu gerne Stresseinladungen an?

Möchten Sie dieser Person oder dieser Situation auch weiterhin Macht über Sie geben?

Wie ist Ihr gefühltes Alter in so einer Situation?

Welche Seite von Ihnen nimmt die Einladung an?

Ist diese älter, jünger, stärker oder schwächer?

Welche Seite könnte anders reagieren?

Ich frage mich auch immer, was ich von meinem Gegenüber lernen kann, auf welches meiner Lern- und Entwicklungsfelder dieser Mensch oder auch diese Situation mich gerade hinweist. Schließlich ärgern wir uns streng genommen auch nicht über diesen Menschen, sondern über das Bild von ihm in unserem Kopf. Damit ärgern wir uns immer nur über einen Teil von uns selbst. Übersetzt bedeutet das für mich, dass, wenn ich mich über andere ärgere und hoffe, dass sich etwas ändert, dies ungefähr so ist, als ob ich Gift trinken würde und hoffte, dass mein Gegenüber stirbt. Holen Sie sich also Ihre Gefühlsfernbedienungen zurück – eine nach der anderen.

Der Autor

Sebastian Mauritz bewegen seit vielen Jahren Fragen wie diese: Wie „funktionieren“ Menschen? Wie können Menschen resilienter werden und somit flexibler mit Stress umgehen? Welche Rahmenbedingungen braucht gehirngerechte, resiliente Arbeit und wie können Menschen Krisen kraftvoll begegnen und Probleme selbstwirksam meistern? Auf der Suche nach Antworten und mit der Freude an lebenslangem Lernen hat sich der selbstständige Unternehmer, Trainer und Redner weltweit die renommiertesten Lehrer, Trainer und Ausbilder gesucht und umfangreiches Wissen um systemisches Coaching, Hypnotherapie, NLP und viele andere psychologische Theorien angeeignet. Er hat seinen Masterabschluss im Bereich Systemische Theorie an der TU Kaiserslautern mit einer Masterarbeit über proaktive Resilienz gemacht.
Die Vision, Menschen zu helfen, sich selbst und andere besser zu verstehen und in größerem Verständnis miteinander verbunden zu sein, bestimmt sein Leben. Mauritz glaubt fest daran, dass Menschen dafür gemacht sind, zufrieden zu sein und mit einem hohen Maß an Selbststeuerung ihr Leben zu leben.