„Die Führungskraft als Influencer“ von Barbara Liebermeister

Die Zeiten von Command and Control sind spätestens seit der Viruskrise endgültig vorbei. Teamspirit ist gefragt! Nur so lassen sich die Herausforderungen der Gegenwart meistern und Unternehmen zukunftsfähig machen, sagt die erfahrene Managementberaterin Barbara Liebermeister. In ihrem neuen Buch Die Führungskraft als Influencer – In Zukunft führt, wer Follower gewinnt zeigt sie, welche Mechanismen Influencer erfolgreich machen, was Führungskräfte von ihnen lernen können und wie Influencer-Leadership® funktioniert.

Und sie beschreibt, wie Führung heute aussehen muss, um einen Impact zu haben: Die Führungsqualitäten der Zukunft sind Glaubwürdigkeit, Inspiration und Kommunikation auf Augenhöhe – Qualitäten, die auch Influencer auszeichnen. Der neue Führungsstil erfordert Loslassen statt Kontrolle und ein Bewusstsein dafür, dass man als Entscheider nichts erzwingen kann. Der Chef wird zum Influencer, der Bestandteil des Teams ist, und er erwidert das Vertrauen der Menschen, die ihm folgen. Loszulassen ist aber oft gar nicht so einfach! Erfahren Sie mehr darüber in der folgenden Leseprobe.

Bist du noch Kontrollfreak?! Loslassen – mit Plan

Wie halten es eigentlich die Influencer im ursprünglichen Sinne, die Stars der digitalen Content-Szene? Können sie selbstbewusst loslassen oder sind sie digitale Kontrollfreaks?

Tatsächlich haben die Influencer gar keine andere Wahl, als ein entspanntes Verhältnis zu ihrer Wirkung auf andere zu entwickeln. Denn kein Influencer, obwohl er Heerscharen an Followern besitzt, hat tatsächlich die Kontrolle über das Ergebnis seiner Handlungen. Sowohl die Influencer selbst als auch die Unternehmen, die sie als Markenbotschafter verpflichten, lassen ein Stück weit los und müssen es auch: Es gibt keine Garantie, wie viele Produkte ein Influencer mit dem Auftritt vor seinen Followern tatsächlich »verkaufen« kann.

 

Aus der Praxis weiß ich, dass diese noch relativ junge Disziplin des Marketings bei vielen Akteuren im Unternehmen auch Einwände hervorruft. Einige haben beim Stichwort »Influencer« ein 20-jähriges Girlie vor Augen, das mit irgendwelchen Nagellacken vor der Kamera herumwirbelt und vor lauter Make-up keine Ähnlichkeit mehr mit seinem Passbild hat. Der Hype, der in den letzten Jahren um das Thema Influencer-Marketing betrieben wurde, hat dieser Art der Markenkommunikation nicht nur gutgetan. Marketing ist nicht zwingend laut, sondern muss vor allem durchdacht sein, wenn es funktionieren soll. Erst dann eröffnen sich durch die Influencer enorme Chancen. Dafür müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Das beginnt damit, dass der Influencer als glaubwürdiger Botschafter für das Produkt gesehen werden kann.

Ganz ähnlich ist es beim Chef, der nur glaubwürdig wirkt, wenn er seine Werte mit denen des Unternehmens vereinen und leben kann. Das A und O des erfolgreichen Influencer-Marketings finden wir dort, wo ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Marke und Influencern gegeben ist und die Unternehmen die Umsetzung komplett dem Influencer überlassen, kurz: loslassen.

So geschehen in der Kooperation zwischen eBay und dem britischen YouTuber Colin Furze. Colin ist ein ehemaliger Klempner und stellt auf seinem Kanal seine verrückten Tüfteleien vor – darunter düsenbetriebene Gokarts oder ein sogenanntes »Spa-Car«. Bei Letzterem handelt es sich um einen fahrtüchtigen, zu einem Whirlpool umgebauten BMW. eBay wurde auf die große Reichweite von Colin aufmerksam und plante die Zusammenarbeit von langer Hand. Zur Premiere des Hollywood-Blockbusters „Star Wars: The Last Jedi“ bekam Colin von eBay die Challenge, einen TIE Silencer (das Fluggerät von Kylo Ren) aus dem Film nachzubauen – allerdings nur mit Material, das er auf eBay erwerben konnte. Das ganze Bauvorhaben wurde mit Videos begleitet. Mittlerweile wurden diese Videos zwischen 750 000 und 4,5 Millionen Mal aufgerufen.

Dieses Beispiel zeigt, dass man als Unternehmen sehr viel mit Influencern erreichen kann – wenn man berücksichtigt, wer welche individuellen Stärken hat und wie er damit zum Unternehmensgegenstand passt. Hat man sich davon überzeugt, dass Marke und Influencer ein »Match« sind, heißt es loslassen und machen lassen.

Ähnlich ist es bei den Mitarbeitern: Im besten Fall suchen wir die Mitarbeiter nach ihren Talenten aus und danach, wie sie ins Team passen. Dann packen wir eine große Portion Vertrauen dazu. Und schließlich lassen wir los und schauen, was passiert.

Neugierig geworden, was sich Führungskräfte sonst noch von Influencern abschauen können und warum Vertrauen zu den Mitarbeitern so wichtig ist? Das lesen Sie in dem Titel Die Führungskraft als Influencer – In Zukunft führt, wer Follower gewinnt von Barbara Liebermeister. Mehr über die Autorin – unter anderem Vortragsvideos und Podcasts – finden Sie auf ihrer Website.

Barbara Liebermeister

Barbara Liebermeister ist Managementberaterin, Buchautorin und Rednerin. Sie begann ihre berufliche Karriere im Marketing internationaler Konzerne (u. a. Christian Dior, L’OREAL und Hoechst).

Ihre Schwerpunktthemen sind Leadership, (Selbst-)Führung und Beziehungsmanagement im digitalen Zeitalter. Sie berät vorrangig Führungskräfte von Unternehmen (u. a. Banken, Versicherungen, Unternehmensberatungen, Kanzleien und aus der Politik) – jeweils abgestimmt auf deren individuellen Businessalltag und Bedarf. Barbara Liebermeister ist Gründerin und Leiterin des Instituts für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ), Frankfurt am Main. Das Institut erforscht und fördert die Management- und Führungskultur im Zeichen der Digitalisierung und entwickelt Methoden, mit denen die Digital- und Führungsreife der Führungskräfte nachhaltig gesteigert werden können. Sie ist Dozentin an folgenden Hochschulen: RWTH Aachen, Hochschule Kempten und der Bucerius Law School in Hamburg. Gleichzeitig ist sie als Mentorin für die Hessischen Universitäten tätig. Sie ist im Fachbeirat der Stiftung Integrata, die sich für die humane Nutzung der IT-Technologie einsetzt und Jurymitglied beim Bankengipfel.