"Wir brauchen andere Trainings!" von Barbara Messer

Kommen Seminarteilnehmer in den Raum, sehen sie einen Stuhlkreis. Nein, das ist keine Psychogruppe. Der Beamer hat es verraten. Jetzt ist schnell klar, heute ist Zeit absitzen angesagt und zwar beim endlosen PowerPoint-Vortrag. Tschüss Aufmerksamkeit. Hallo Langeweile. Diesem selbstinszenierten Trägheitsmoment setzt nur noch das Flipchart mit Willkommensherz die Krone auf. Mit solchen 08/15-Trainings räumt die Königin der kreativen Präsentation Barbara Messer jetzt auf. Dass Barbara Messer mit Wir brauchen andere Trainings! den Nerv der Zeit getroffen hat, zeigen nicht nur ihre großartigen Presseresonanzen, wie ihre Titelstory im Magazin „Wirtschaft & Weiterbildung", sondern auch die aktuelle Auszeichnung ihres Titels auf managementbuch.de.

Lesen Sie im Folgenden eine Kostprobe aus Wir brauchen andere Trainings!, in der die Top-Trainerin neue Settings und kreative Formate vorstellt.

Etwas Neues muss her

Die zentrale Frage bei der Methodenauswahl lautet: Welche Methode trägt den Inhalt oder die Zielsetzung am besten? Die Methoden, die ich Ihnen hier vorstelle, sind hervorragend dazu geeignet, andere, intensive Lernsituationen zu schaffen. Einige davon werden Sie nicht unbedingt in jedem Methodenbuch finden. Einige sind meine »Evergreens« – ich habe sie jahrzehntelang erfolgreich in (Fach-)Trainings erprobt. Für alles andere verweise ich auf die entsprechende Literatur, die reichlich vorhanden ist. Bei jeder Methode ist angegeben, ob sie analog (a) und/oder digital (d) zum Einsatz kommen kann.

Das Lagerfeuer (a/d)

Die Teilnehmenden sitzen kreisförmig auf dem Boden um einen Stapel trockener Holzscheite. Das ist ein gutes Setting für wertvolle Gespräche, eignet sich aber ebenso für Schweigerunden. Lieder singen, eine Geschichte erzählen oder sich vorlesen lassen – all das ist möglich. Eine Alternative: der gezeichnete oder mit einem Beamer an die Wand projizierte Kamin. Das Lagerfeuer funktioniert auch digital gestützt: Während des Webinars läuft ein Film mit einem Kaminfeuer und das Knistern ist zu hören. Zudem kann sich jede Teilnehmerin eine Kaminfeuer-App herunterladen und immer, wenn es passt, laufen lassen.

Das Museum (a/d)

Diese Methode holt das Museum im Kleinen in den Seminar- oder Meetingraum. Der Trainer wählt Ausstellungsstücke aus, die zum Thema passen und zunächst unter Stoffen verborgen präsentiert werden. Sie beleuchten das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln und können auch metaphorisch sein. Während eines gemeinsamen Rundgangs – oder eben einer Vernissage im Museum – werden die einzelnen Exponate aufgedeckt und vorgestellt. Die Wirkung der Methode hängt wesentlich von der Auswahl der Exponate und der Art der Präsentation ab. Man muss an das »Museum« glauben und es lieben, dann wird es schnell zum grandiosen Höhepunkt eines Seminars oder einer Tagung. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es kein Thema gibt, das nicht mit diesem hochwirksamen Eye und Mind Opener aufbereitet werden kann. Es reichen zehn bis zwölf Exponate.

Nach dem ersten Museumsrundgang kann noch ein zweiter gemacht werden, bei dem die Teilnehmenden in Kleingruppen eigene Exponate erstellen (z. B. aus dem Materialfundus der Trainerin) und diese dann ebenfalls vorstellen. So sind sie unmittelbar im Thema, aktivieren ihr Vorwissen und tauschen sich aus. Deshalb eignet sich das Museum gut für den Anfang, es passt aber auch exzellent an das Ende einer Tagung oder Konferenz. Das Museum kann gefilmt werden, um es ins E-Learning einzubinden; oder die Exponate werden einzeln im Webinar gezeigt.

Die Wäscheleine (a/d)

Sie ist eine der stärksten Alternativen zu PowerPoint. Die Methode orientiert sich grundlegend an dem wohlbekannten haushaltsüblichen Gegenstand. Statt Wäschestücken werden bei Präsentationen vorbereitete Blätter mit dem Inhalt des Seminars und weiteren Symbolen bzw. Gegenständen an der Leine befestigt. Diese dienen als Merkhilfe – wortwörtlich oder metaphorisch; sie sind Eselsbrücken.

Bei PowerPoint, Prezi und anderen Präsentationsverfahren werden die Charts nacheinander eingeblendet, besprochen und dann vom folgenden Chart abgelöst, sie verschwinden also nach kurzer Zeit. Bei der »Wäscheleine« bleiben die Inhalte länger sichtbar. Am Ende der Präsentation kann die Leine im Raum aufgehängt werden und bleibt so ggf. während der gesamten Veranstaltung sichtbar.

Die Papiere können DIN A4 oder DIN A3 groß sein, mehr- oder auch einfarbig gestaltet werden, mit oder ohne Firmenlogo, die Texte handschriftlich oder ausgedruckt. Die Wäscheleine kann im Seminarraum von Wand zu Wand gespannt oder von zwei Teilnehmenden gehalten werden. Letzteres schafft zusätzliche Interaktivität.

Alternativ können die Informationen auf einen größeren Tisch oder auf den Boden in die Stuhlkreismitte gelegt werden. Dafür bieten sich Pappen an, auf denen die Infos stehen. Bei beiden Alternativen ist es sinnvoll, auch mit symbolhaften Gegenständen zu arbeiten. Diese Gegenstände unterstützen die verbale Aussage. Hier ein paar einfache Beispiele:

  • Angst – Hai
  • Reflexion – besondere Brille oder ein Spiegel
  • Konflikt – kleine Plastikbombe oder Pistole
  • Zukunft – Kaffeesatz
  • Authentizität – Geldschein

Im Webinar oder »Erklärfilm« für E-Learning-Kurse können die Pappen dann einzeln hochgehalten werden, während der Trainer die jeweiligen Texte erläutert.

Die Autorin

Barbara Messer, Jahrgang 1962, trainiert und lehrt seit 1996. Sie hat einen Bachelor of Business Administration, ist NLP-Master und NLP-Trainerin, Ausbildungstrainerin und Certified Speaking Professional (CSP). Sie hält Vorträge, entwickelt Trainings, Workshops und Bildungskonzepte, die einzigartig sind, egal »wie schwer der Stoff« auch scheint. In zahlreichen Büchern und Fachartikeln zeigt sie, wie nah sie dem Alltag von Trainings, Coachings und anderen Lernsituationen ist. Sie bildet international Trainer verschiedener Fachrichtungen aus, begleitet Unternehmen bei der Erstellung von Weiterbildungs- und Tagungskonzepten und ist einzigartig darin, Lösungen zu finden. Praxisnähe, Nachhaltigkeit, Echtheit, Effizienz und Verantwortung sind ihre gelebten Werte. Sie gründete das Trainity Forum und hält zudem interaktive, bewegende Vorträge. Darüber hinaus coacht und berät sie Menschen und Unternehmen, wie sie im ständigen Change einen eigenen Kurs behalten können. Als Horizonautin sucht sie sich immer wieder neue Herausforderungen: Sie geht allein zu Fuß über die Alpen, läuft den New-York-City-Marathon, lebt ein Jahr als Businessnomadin im Wohnmobil und fährt mit dem Rad über die Alpen.