"Warum es Bullshit ist, andere ändern zu wollen" von Nele Kreyßig

„Das ist mal wieder typisch!“, „Du warst ja schon immer viel zu …“, „Also, ich an deiner Stelle würde …“ – mal ehrlich, wie oft ertappen wir uns bei solchen Sätzen? Wir alle bewerten nonstop. Ob wir wollen oder nicht. Trotzdem regen wir uns über Hobbypsychologen, Besserwisser und gute Ratschläge auf. In „Warum es Bullshit ist, andere ändern zu wollen“ fordert Nele Kreyßig dazu auf, einen Blick in den Spiegel zu wagen. Alle, die jetzt wissen wollen, welcher Wertungstyp sie sind, kreuzen im Test ihre wahrscheinlichste Reaktion in der entsprechenden Situation an. Ist das Szenario für Sie unpassend, stellen Sie sich am besten vor, welche Ihre wahrscheinlichste Reaktion in einer solchen Lage wäre.

Test: Was für ein Wertungstyp sind Sie?

1) Eine gute Freundin überrascht Sie nach mehreren Jobwechseln mit einem neuen Plan: Sie will ein Café eröffnen und muss dafür einen Kredit von 30 000 Euro aufnehmen.

a) Sie halten das für eine Schnapsidee und sagen Ihrer Freundin das auch deutlich: Sie rennt in ihr Unglück!

b) Sie beglückwünschen Ihre Freundin und fragen, wie Sie helfen können. Sie haben da schon ganz viele eigene Ideen!

c) Sie halten das für falsch, wollen sich aber nicht einmischen. Wenn Sie gefragt werden, weichen Sie aus (»Musst du selbst wissen …«).

d) Sie denken, dass es dieses Mal klappen könnte, halten sich aber mit Äußerungen zurück.

2) Ihr Chef verkündet in der Teamsitzung, dass es zukünftig keine festen Arbeitsplätze mehr geben wird, sondern modernes Desk Sharing: Jeder sucht sich morgens seinen Platz.

a) Sie finden das furchtbar und zählen auch gleich diverse Gegenargumente auf.

b) Endlich kommt mal ein bisschen Bewegung in den Laden! Sie haben auch gleich ein paar Vorschläge für die Umsetzung.

c) Ihnen graut schon jetzt davor, aber Sie halten lieber den Mund, weil Protest vermutlich nichts bringen wird.

d) Sie sind ohnehin selten da und finden das Konzept sinnvoll, lehnen sich aber nicht aus dem Fenster.

 

3) Eine junge Kollegin in Ihrer Abteilung trägt auf der Betriebsfeier ein offenherziges Kleid, das alle Blicke auf sich zieht.

a) Sie sprechen die Kollegin am nächsten Tag darauf an: So wird sie im Betrieb niemals ernst genommen!

b) Sie finden, die Kollegin kann das absolut tragen, und machen ihr ein Kompliment zu ihrer tollen Figur!

c) Sie sind entsetzt, sagen aber nichts dazu. Das Mädel wird schon sehen, was es davon hat.

d) Sie bewundern so viel Mut, gehen aber nicht weiter darauf ein.

4) Ihr Partner spielt jeden Samstag mit seinen Freunden Fußball. Dafür geht jedes Mal der halbe Tag drauf. Oder: Ihre Partnerin trifft sich jeden Samstag mit ihrer besten Freundin zum Frühstücken und ausgiebigen Bummeln in der Stadt. Auch hier ist jede Woche der halbe Samstag weg.

a) Sie kritisieren das immer wieder, weil Sie finden, das Wochenende gehört der Partnerschaft.

b) Sie finden es gut, dass Ihr/e Partner/in eigene Interessen und Kontakte hat, und wünschen ihr/ihm viel Spaß.

c) Es stört Sie zwar, aber Sie sagen nichts dazu. Allerdings sind Sie öfter schlecht gelaunt deswegen.

d) Sie akzeptieren das, es ist weiter kein Thema zwischen Ihnen.

5) Eine gute Bekannte hat mit Ende dreißig das lang ersehnte Wunschkind bekommen. Nach Ablauf der Elternzeit kündig sie ihren gut bezahlten Job, um mindestens bis zur Einschulung ganz für das Kind da zu sein.

a) Sie finden das völlig unmöglich und fragen Ihre Bekannte, ob das ihr Ernst sei und ob sie schon einmal an ihre Unabhängigkeit und auch an ihre Rente gedacht habe.

b) Sie beglückwünschen Ihre Bekannte zu ihrer klaren Haltung. Hauptsache, sie ist glücklich!

c) Sie wundern sich über diese Entscheidung, halten sich aber mit einem Kommentar zurück.

d) Sie finden das nachvollziehbar, drängen aber Ihre Meinung nicht auf.

6) Ihr Sohn (18 Jahre) erklärt Ihnen am Frühstückstisch, seit der Hauptrolle in der Theater-AG sei ihm klar: Er wird Schauspieler!

a) Sie fragen, ob er weiß, wie viele arbeitslose Schauspieler es gibt, und weisen darauf hin, dass er nicht auf Ihre finanzielle Unterstützung hoffen soll.

b) Sie finden es toll, dass Ihr Sohn einen eigenen Kopf hat! Sie interessieren sich dafür, wie er das angehen will, und ermuntern ihn dazu, sich auszuprobieren.

c) Sie nehmen die Information neutral zur Kenntnis und hoffen, dass Ihr Kind sich noch eines Besseren besinnt.

d) Sie nicken, weil Sie sich das grundsätzlich vorstellen können: Ihr Sohn war in der Rolle wirklich gut. Sie wollen Ihrem Kind da aber lieber nicht reinreden.

7) Ihre Nachbarn erzählen Ihnen auf einer Gartenparty, dass sie planen, ihren Ruhestand im sonnigen Süden zu verbringen, und sich gerade nach einer Wohnung auf den Kanaren umsehen.

a) Sie sind überrascht und weisen deutlich auf die Risiken hin: unseriöse Immobilienmakler, kein soziales Netz, man kann die Sprache nicht, was wird im Pflegefall?

b) Sie bewundern die Flexibilität Ihrer Nachbarn und erzählen begeistert von Ihren Urlauben auf den Kanaren. Wissen sie schon, wohin es gehen soll? Sie geben gerne Tipps!

c) Sie befürchten, dass das schiefgeht, wollen sich aber nicht einmischen.

d) Sie finden das eine interessante Idee, sagen aber nichts dazu und überlassen das Feld den lautstarken Kritikern.

Auswertung:

Zählen Sie nun zusammen, wie oft Sie a), b), c) oder d) angekreuzt haben:

a) ____    b) ____    c) ____    d) ____

Beim Lesen der Antwortmöglichkeiten haben Sie vielleicht schon bemerkt, dass hier vier Wertungstypen angenommen werden, je nachdem, ob jemand ablehnend oder zustimmend reagiert und ob er seine Meinung laut äußert (aktiv ablehnt oder zustimmt) oder sich eher zurückhält (passiv ablehnt oder zustimmt). Abbildung eins fasst das zusammen.

Mehr zu Ihrem Wertungstyp erfahren Sie im Buch.

Die Autorin

Nele Kreyßig ist Geschäftsführerin des HRperformance Instituts in Freiburg. Die HR-Fachfrau und Unternehmerin ist eine gefragte Dolmetscherin zwischen den Welten „Mensch“ und „Unternehmen“. Als Expertin für Persönlichkeit, Generationenvielfalt, Potenzialnutzung und Young Professionals zeigt Nele Kreyßig auf, wie viel Potenzial und Kapital in Unternehmen und in unserer Gesellschaft dadurch verloren geht, dass Menschen einander seltsam finden, nur weil sie „anders“ sind. Sie ruft auf zu einem gesunden Mix aus Kompetenzen, Persönlichkeiten, Altersstrukturen und Lebensvisionen. Seit 2014 ist sie als selbstständige Beraterin und Business-Trainerin bundesweit im Einsatz und berät Mittelständler und Konzerne. 2017 gründete sie mit Stefan Lapenat ihr eigenes Beratungsinstitut, in dem sie mit 15 Kollegen und Kolleginnen bundesweit daran mitwirkt, vorhandene Ressourcen und Potenziale in Menschen und Unternehmen nutzbar zu machen. Neben einem B.A. in Business Administration verfügt Nele Kreyßig über zahlreiche Zusatzqualifikationen als Business-Trainerin, Management-Coach, Expertin und Ausbilderin für die MotivationsPotenzialAnalyse MPA® und Trainerin und Coach für Stressmanagement. Sie ist Mitglied im Führungskreis des BDVT (Berufsverband für Training, Beratung und Coaching), Professional Member der GSA (German Speaker Association) und Mitglied bei den Wirtschaftsjunioren in Freiburg.