"Vertrieb geht heute anders" von Andreas Buhr

Vor acht Jahren krempelte Andreas Buhr die Vertriebswelt mit seinem erfolgreichen Bestseller Vertrieb geht heute anders um und appellierte an Verkäufer und Vertriebsleiter, was sich in Zukunft ändern muss. Heute, im Jahr 2019, ist diese Zukunft längst Alltag. Themen wie KI und Share Economy stellen den Vertrieb branchenübergreifend vor neue Herausforderungen. Ein Grund mehr für den Erfolgsutor, Redner und Unternehmer Buhr, seinen Longseller entsprechend upzudaten. Das Ergebnis: die 8. Auflage von „Vertrieb geht heute anders“, in die der Sales-Profi nicht nur sein Know-how aus 35 Jahren hat einfließen lassen, sondern auch gleichzeitig einen Blick auf die bevorstehenden Trends und digitalisierungsbedingten Veränderungen im Vertrieb wirft.

Buchtrailer zu "Vertrieb geht heute anders"

Ein Video sagt mehr als tausend Worte, deshalb können Sie im brandneuen Buchtrailer zu Vertrieb geht heute anders viele weitere Einblicke sammeln. Außerdem verrät Andreas Buhr, wie Sie sich ein exklusives Buchpaket sichern können.

Einschalten lohnt sich!

VERTRIEB geht heute ANDERS … auch, weil ALGORITHMEN, KI, BOTS und ROBOT(IC)S übernehmen

Wahrscheinlich kennst du Ralf Bielefeld nicht. Aber wahrscheinlich kennst du jemanden wie Ralf. »Mein« Ralf Bielefeld ist Schuhmacher in Düsseldorf. Und bei dem habe ich drei paar Schuhe zur Reparatur abgegeben, sollte zusammen knapp 100 Euro kosten. So dachte ich. Brav trabe ich 10 Tage später zur Abholung an – und da verlangt er dann: 267 Euro! Schreibt die Zahl auf den kleinen roten Abholzettel, einfach so und das war’s. Die Verblüffung steht mir ins Gesicht geschrieben, der Ärger ebenso. Und Ralf geht sofort in die Vorwärtsverteidigung via Angriff: »Ich muss ja auch was verdienen, das war viel Arbeit, die Schuhe sind toll geworden, was erwartest du denn«. Sicher hat er recht. Aus seiner Sicht. Und er hat von mir das Geld bekommen – natürlich. Und dennoch hat er eine große Chance verspielt. Im Gegensatz zu allem, was sich momentan in Vertrieb und Verkauf so digital entwickelt (und manchmal noch einen maschinengesteuerten Eindruck macht), hatte er als Mensch die Chance, mich emotional richtig abzuholen, mich persönlich für sich zu gewinnen, über den Wert zu gehen statt über den Preis. Aussagen wie: »Andreas, ich kann verstehen, wenn du dich über den Preis wunderst. Sorry. Vielleicht hätte ich dich vorher anrufen sollen. Tut mir leid. Und, klar: 267 Euro ist viel Geld. Ich will Qualität liefern können. Daher ist der Betrag aus meiner Sicht angemessen, weil … Nutzen, Nutzen, Nutzen. « Und das Ganze einfach ruhig, freundlich, menschlich-nah. Wäre einfach gewesen. So für ihn, als Mensch.

Denn noch liegt in der emotionalen Intelligenz ein Alleinstellungsmerkmal der menschlichen Interaktion: »Was ist dir, Kunde, eine Sache wirklich WERT, was hilft dir weiter, was freut dich persönlich, was kannst du wirklich brauchen – und wofür gibst du dann auch Geld aus.« Ich sage »noch«, dann auch hier holt die Künstliche Intelligenz nämlich mächtig auf.

Künstliche Intelligenz holt auf im Verkauf

Wahrscheinlich sind auch dir deine Schuhe kürzlich schon mal nachgelaufen. Über Wochen. Und über viele Websites hinweg. Und das nur, weil du diese Schuhe mal auf irgendeiner Website länger betrachtet oder gar gekauft hast. Und jetzt latschen dir die ollen Dinger brav seit Wochen hinterher. Nennt sich Retargeting und will dich unbedingt (wieder) zum Kunden machen. Wie doof, denkst du, die Schuhe HAB ich ja schon gekauft, warum werden die oder fast identisch aussehende mir immer wieder angezeigt, die kaufe ich ja nicht noch mal. Richtig! Und weil der Handel und gute Programmierer das zwischenzeitlich auch gemerkt haben, wird jetzt zunehmend auf Shop- und CRM-Systeme mit Künstlicher Intelligenz gesetzt. Und die bieten dir stattdessen jetzt die Hose an, die vom Stil her zu den Schuhen passt, oder ein Dauerabo Business-Socken mit monatlichem Lieferrhythmus oder eine Regenjacke oder einen Outdoor-Schlafsack … falls die Schuhe, die du gekauft hattest, Wanderschuhe waren.

Algorithmen – die heimlichen Entscheider

Dienstleister, Apps und Services, die mittels Algorithmen und künstlicher Intelligenz Produkte und Dienstleistungen individualisiert zuschneiden und individuell anbieten, übernehmen zunehmend in allen Bereichen der auf der »Industrie 4.0« basierenden »Konsumwelt 4.0« mindestens den »Vor-Verkauf«, manchmal auch gleich den Verkauf. Nur ein paar Beispiele:

Seien es dazulernende Bots, die beispielsweise im Internet – auf Booking-Portalen, Websites und Promotional Sites – Reisewünsche abfragen und Reisen grob zusammenstellen (bis im Backoffice gegebenenfalls ein Mensch die Anfragen mit Spezialwünschen übernimmt): Reisepakete, die dann wiederum KI-gestützt so lange beim Anfrager nachgefasst werden, bis dieser um ein Booking fast nicht mehr herumkommt. Denn Algorithmen sorgen dann dafür, dass nicht nur die Kommunikation zum Anfrager automatisiert, beispielsweise mit E-Mail-Responder-Systemen, aufrechterhalten wird, sondern auch dafür, dass Verhandlungsstrategien wie Fristendruck, Zusatzboni / Geschenke, Verstärkung durch Empfehlungen bzw. Testimonials Dritter, die Gewährung von Upgrades oder verschiedene Preismodelle zum Einsatz kommen.

So können Virtual Assistants, die als »Einkaufsberater« in Apps oder Sites Kunden bis zum Abschluss führen, gemäß ihrer Wünsche Produkte zusammenstellen und Leistungen konfigurieren (»Losgröße 1«), um beispielsweise

• individuelle »Looks«, wie Fashion, Schuhe, Make-up, Schmuck, Accessoires, Trends, einzigartige Events, wie Hochzeit, Firmenevent, Geburtstag, Unternehmensjubiläum, Incentive-Veranstaltung, oder

• komplette hochpreisige Anlagen und Ausstattungen, wie Bäder, Wohnungen, Küchen, Häuser, Gärten / Grünanlagen, Büros / stylische Offices, Smart-Home-Pakete, Fahrräder, E-Bikes und -Boards aller Art, Autos und ganze Kfz-Fuhrparks und Ähnliches

als Komplettpaket abzuschließen.

Und dabei so ganz nebenher unfassbare Mengen an individualisierten Daten abzugreifen und tiefe Kundenprofile herzustellen, die – DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung), die kommende ePrivacy-Verordnung und ähnliches Gesetzeswerk hin oder her –, als neue Vertriebsware für teuer Geld um die Welt wandern.

Oder seien es

• Trading-Algorithmen in der Finanzdienstleistung und dem (Börsen-)Anlagegeschäft bzw. dem Börsenhandel, oder

• Algorithmen, die verbleibende Frachtcontainerkapazitäten, Flugsitze, Flugfrachten, Lkw-Leerfahrten, Schiffsplätze etc. und umgekehrt Über-Frachten, Lieferfristen, Lieferaufträge, Kontingente vermakeln und verkaufen, oder

• Algorithmen für dynamische Preisgestaltung und elektronische Etiketten, die anhand von Kundenströmen sekundenschnell adaptierte (Steuerungs-)Preise für Produkte ausrechnen und an den Produkten / Electronic Shelvs / Regalen sowie parallel den Kassen ausweisen, oder

• Predictive Systems, die dem Einzelhandel und dem Großhandel verraten, welche Menge welcher Güter in welcher Ausführung im definierten Zeitraum X am besten geordert werden müssen, da sie (aufgrund der Voraussage des wahrscheinlichsten Kundenverhaltens auf Basis der bereits gesammelten Daten) die höchste Abverkaufswahrscheinlichkeit haben.

Da sind wir Vertriebs-Menschlein einfach platt. Oder? Wie sieht es bei dir aus?

Künstliche Intelligenz vs. VertriebsIntelligenz?

Müssen wir uns also entscheiden zwischen Künstlicher Intelligenz und VertriebsIntelligenz? Kurz: KI vs. VI? Wobei ich den Begriff »VertriebsIntelligenz®«, den du schon aus vielen meiner Publikationen und auch der Einleitung zu diesem Buch kennst, nutze, um herausragend kompetenten Vertrieb durch Menschen zu bezeichnen. Ich denke, die Lösung wird in der Mitte liegen: nicht »versus«, sondern »con«. Wir im Vertrieb müssen sehr viel mehr und sehr viel schneller lernen, welche Anwendungen Künstlicher Intelligenz wir kennen müssen und nutzen können. In welchen Bereichen der »automatisierten Abarbeitung« uns Excel-Sheet-Enthusiasten und CRM-Ausfüller digitale Systeme in Schnelligkeit, Abschätzung von Wahrscheinlichkeiten, Berechnungen von Preisen und Preisänderungen (teilweise im Minutentakt) einfach überlegen sind – und wie wir sie uns zu Diensten machen können – beispielsweise als Micro Services oder als Repricer.

Denn da sieht es noch ziemlich »unzukunftsfähig« aus, wie diverse aktuelle Studien zeigen. Sogar im Bereich »Vertrieb von Industriegütern und Software« in der »Industrie 4.0«, die ja nun genügend digitale Schnittstellen zwischen Verbraucher / Kunde und Anbieter / Lieferant / Vertrieb bieten sollte, verspielt der Vertrieb noch viele Chancen. Die Studie »Die digitale Zukunft des B2B-Vertriebs« von Roland Berger und Google (sic!) weist darauf hin, dass die Digitalisierung das B2B-Geschäft rasant ändere, der Vertrieb jedoch sich kaum wandele. Daher würden digitale Player besonders aus dem früheren B2C-Geschäft – genannt wird wieder stellvertretend Alibaba – massiv in das bisherige B2B-Geschäft einbrechen. Denn, so die Studie, »57 % des Einkaufsprozesses im B2B-Geschäft sind bereits gelaufen, wenn die Entscheider erstmals einen Vertriebsmitarbeiter kontaktieren« (ibidem, S. 2). Was für uns heißt, dass wir diese mehr als die Hälfte des Weges umfassende Vertriebsstrecke des Kunden als Vertriebler aktiv managen müssen, ob unsere Unternehmen darauf schon groß vorbereitet sind (was gemäß aktueller Umfragen nicht der Fall ist) oder nicht (was gemäß aktueller Umfragen der Fall ist).

Daher muss dazu geraten werden, lieber einzelne »Trial-and-Error- Projekte« im digitalen Vertrieb zu starten, als auf die »große Unternehmensstrategie « zu warten.

Lieber jetzt im kleinen Umfang versuchen, als später im großen Rahmen scheitern.

Lieber selbst als einzelner Vertriebsmitarbeiter neue Wege beschreiten als später als komplette Abteilung vor die Wand zu fahren.

Lieber sich jetzt ständig weiterbilden über die nächsten Chancen und Herausforderungen, die im Vertrieb durch die digitale Transformation auf uns zukommen, als zu den rund eine Million B2B-Vertrieblern zu gehören, die nach der aktuellen Studie »Un / Reife Digitalisierungsprozesse im Vertrieb« bis 2020 überflüssig und arbeitslos werden …

Der Autor

Andreas Buhr, CSP, ist Unternehmer, Redner und Autor. Er ist Gründer und CEO der Buhr & Team Akademie für Führung und Vertrieb AG mit Stammsitz in Düsseldorf, die europaweit mittelständische und große Unternehmen sowie internationale Konzerne für mehr Unternehmenserfolg trainiert. Bekannt ist Andreas Buhr auch als internationaler Vortragsredner, als Trainer sowie als Herausgeber und Autor. Seit 2006 hat er mehr als 30 Bücher, Hörbücher und Anthologien zu den Themen Führung und Vertrieb geschrieben und produziert. Er gehört als Vortragsredner zu den wenigen ausgezeichneten internationalen CSP und wurde in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen.