"Gute Laune an jedem Arbeitstag" von Dörthe Huth
Zu heiß, zu kalt, zu viel Arbeit, zu wenig Freizeit – manchmal ist uns alles zu viel. Oder auch zu wenig. Unsichere Arbeitsbedingungen, anstrengende Kunden oder stupide Tätigkeiten drücken die Stimmung. Willkommen schlechte Laune. Wir sind Opfer der Umstände. Können nichts dagegen tun. Oder etwa doch? Im folgenden Auszug aus Gute Laune an jedem Arbeitstag verrät Dörthe Huth, wie wir den Schalter umlegen und schlechte in gute Laune verwandeln.
Wie man schlechte Laune verwandelt
Der erste Schritt zu besserer Laune besteht darin, die eigene schlechte Stimmung erst einmal wahrzunehmen, sie anzuerkennen und zu akzeptieren. Häufig ist es schon eine große Entlastung, wenn man weiß, was einen »runterzieht«. Ein Problem, das man fassen und benennen kann, bleibt nicht nebulös. Man kann ihm eine Überschrift geben und dafür Lösungsideen entwickeln. Häufig steht hinter der schlechten Laune ein unbefriedigtes Grundbedürfnis, wie das nach Anerkennung, Zuneigung oder Geborgenheit. Auch unerfüllte Erwartungen, nicht erreichte Ziele oder enttäuschte Wunschvorstellungen können den Nährboden für schlechte Laune bilden. Der eine Kollege hat ein teureres Haus in einer besseren Gegend, der andere Kollege fährt ein größeres Auto mit mehr technischem Schnickschnack, und der dritte Kollege bekommt die Anerkennung, die eigentlich einem selbst zusteht. Diese Beobachtungen und Gedanken können die Stimmung niederdrücken. Um hier gegenzusteuern, muss man sich jedoch zunächst einmal eingestehen, dass eben diese Vergleiche mit anderen und die damit verbundenen unerfüllten Wünsche und Bedürfnisse die eigene Laune verschlechtern.
Achten Sie von nun an auf Ihre Gefühle, Gedanken und inneren Bilder. Tauschen Sie die Eindrücke von Ärger und Sinnlosigkeit aus gegen Eindrücke der Zuversicht, Lebensfreude und guten Laune. Fördern Sie die Gedanken, die Ihnen guttun. Übernehmen Sie die Verantwortung für Ihre persönliche Gedankenhygiene, indem Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die guten Momente richten und auch andere Menschen mit Wohlwollen betrachten. Erschaffen Sie Ihre positive Gedankenwelt und beginnen Sie jedes Ereignis so zu bewerten, dass es Ihnen hilft, gute Laune zu spüren.
Eine Überschrift für die schlechte Laune finden
Bei dieser Übung geht es darum, den Grund für die schlechte Laune zu benennen. Wenn der Grund klar ist, lassen sich leichter Lösungsansätze finden.
So funktioniert’s
Formulieren Sie so konkret wie möglich den Grund für Ihre schlechte Laune mit einem »Weil-Satz«, zum Beispiel:
- »Ich habe schlechte Laune, weil ich bei der Beförderung schon wieder übergangen wurde.«
- »Ich bin schlecht drauf, weil mir bei der Arbeit nette Kollegen fehlen und es mir deshalb an Austausch mangelt.«
- »Ich bin schlecht gelaunt, weil mein Chef meine Karriere ausbremst und ich mich deshalb innerbetrieblich nicht weiterentwickeln kann.«
Probieren Sie die Überschriften so lange aus, bis Sie die richtige Überschrift gefunden haben. Anschließend überlegen Sie, welche Lösungsmöglichkeiten es gibt, ohne diese Ideen zu bewerten. Erst wenn alle Möglichkeiten aufgeschrieben sind, denken Sie darüber nach, welche Schritte tatsächlich zu besserer Laune führen könnten.
Unangenehmem eine andere Bedeutung geben
Aufgaben, die schlechte Laune verursachen, sollten Sie nicht immer weiter vor sich herschieben. Betrachten Sie die Aufgabe nicht isoliert, sondern sehen Sie sie im Gesamtbild Ihrer Arbeit. Die Pflege von Daten zum Beispiel empfinden viele als langweilig, zeitraubend und eher unangenehm. Ruft man sich aber in Erinnerung, wie wichtig die Datenpflege für den Kontakt zu Kunden und das Schreiben von Rechnungen ist und wie sehr man damit der Rechnungsabteilung hilft, gewinnt diese kleine Tätigkeit eine große Bedeutung.
Eine andere Möglichkeit, der schlechten Laune den Nährboden zu entziehen, besteht darin, sich zwei einfache Fragen zu stellen:
- Was läuft bei mir gerade gut?
- Welche Probleme habe ich gerade nicht?
Dazu können Sie Ihren Blick auf Ihre Kollegen richten und überlegen, mit welchen Problemen und Schwierigkeiten diese gerade zu kämpfen haben. Vielleicht Scheidung, Schulden, Probleme mit den Kindern? Wenn Ihnen der Vergleich mit einem Kollegen, dem es vermeintlich besser geht als Ihnen, zu schaffen macht, können Sie sich beispielsweise auch fragen: Welchen Preis zahlt xy dafür, dass er befördert wurde? Sicherlich hat eine Beförderung nicht nur Vorteile. Wahrscheinlich muss der Kollege nun mehr Überstunden machen, unliebsame Entscheidungen treffen, wird bei den anderen nicht mehr so beliebt sein …
Schreiben, um Belastendes loszulassen
Wer seine schlechte Laune loswerden möchte, aber nicht so recht weiß, wie, kann es einmal mit Schreiben versuchen. Schreiben ist eine kreative Form der Verarbeitung von Emotionen und Erlebnissen. Empfehlenswert ist es für jeden, der sich tiefergehend mit sich selbst auseinandersetzen möchte und dazu auch körperlich und emotional in der Lage ist. Am besten funktioniert es, wenn man täglich schreibt oder zumindest an drei bis vier Tagen pro Woche. So können Sie ein Thema auch über einen längeren Zeitraum intensiv bearbeiten und dabei im Schreibkontakt bleiben. Nehmen Sie sich dazu täglich etwa eine Viertelstunde Zeit und suchen Sie sich einen ruhigen Ort, an dem Sie für eine Weile ungestört sein können. Wenn Sie gleich zu Beginn des Tages schreiben, können Sie bei Bedarf auch später noch einmal eine Schreibphase einlegen. Die Texte sind dabei nur für Sie selbst. Wer für sich selbst schreibt, ist an keine Form und keine Vorgaben gebunden. Ob Sie ein Tagebuch schreiben, eine Loseblattsammlung anlegen oder am PC schreiben, ist ganz Ihrer Vorliebe überlassen.
Erstmals erforschten James Pennebaker und Sandra Beall im Jahr 1986 unter wissenschaftlichen Bedingungen die Wirkung des Schreibens auf die körperliche und psychische Gesundheit. Die Versuchspersonen erhielten standardisierte Schreibaufgaben und schrieben an drei bis vier Tagen pro Woche für etwa 15 bis 20 Minuten über ein traumatisches Erlebnis. Die Wirkung war erstaunlich: In den Monaten nach der Studie gingen die Teilnehmer seltener zum Arzt, zeigten verbesserte Immunwerte, berichteten weniger häufig über Symptome, waren weniger depressiv und ängstlich und fühlten sich im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich wohler. Seitdem hat es jede Menge weitere Untersuchungen zum sogenannten Expressiven Schreiben gegeben und die positiven Effekte sind vielfach nachgewiesen worden. So kann diese Art der emotionalen Verarbeitung als Ergänzung zu einer Psychotherapie eingesetzt werden oder auch als Selbstcoaching-Tool, um mit Stress und anderen emotionalen Belastungen besser umgehen zu können.
Die Innenschau braucht allerdings ein gewisses Maß an emotionaler Stabilität und Selbstreflexionsfähigkeit. Wenn es sich um belastende Eindrücke handelt, kann es sein, dass Sie sich eine Weile traurig oder niedergeschlagen fühlen. Diese Reaktion sollte aber spätestens nach einigen Stunden wieder abklingen. Sollten Sie den Eindruck gewinnen, dass Ihnen das Schreiben nicht guttut, dann hören Sie lieber auf. Es nützt nichts, sich selbst unter Druck zu setzen, und es gibt ja auch noch andere Wege,Belastendes zu verarbeiten.
Die Autorin
Dörthe Huth vermittelt in ihren Büchern Lebenskunst auf leicht verständliche Weise und lädt zum Loslassen, Querdenken und Neudefinieren ein. Sie hat ein Studium der Germanistik, Psychologie und Computerlinguistik absolviert und ist in verschiedenen Coaching- und Beratungsverfahren ausgebildet. Derzeit ist sie als Autorin und Dozentin tätig und lebt im idyllischen Dorsten an der Lippe. Dörthe Huth ist Mitglied im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS).