Gewohnte Denk-Autobahnen verlassen: Querdenken macht’s möglich

Von Cordula Nussbaum (Geht ja doch!)

Viel zu häufig packen wir unsere Ideen nicht an, weil wir einfach nicht sehen, wie es gehen könnte. Der Grund dafür ist, dass die meisten Menschen auf ihren gewohnten Denk-Autobahnen bleiben, wenn sie Lösungen suchen. Allerdings sind Autobahnen eben in der Regel nicht der beste Weg. Entweder weil auf der Autobahn auch schon viele andere unterwegs sind und „Ihre“ Chance nutzen. Oder weil dort asphaltierte Ödnis herrscht. Die schönsten Möglichkeiten blühen nicht auf dem Asphalt – sie blühen auf den Nebenwegen. Sie können es sich nicht leisten, dass Ihre Tochter für ein Schuljahr nach Indonesien geht? Ein Stipendium als „Botschafter Bayerns“ kann es möglich machen. Sie haben kein Geld für eigene Räumlichkeiten, um gleich nach Ihrer Ausbildung als Heilpraktiker zu arbeiten? Schauen Sie im Internet auf Sharing-Portalen nach, wer seine Praxis teilt. Sie nervt der Kabelsalat hinter Ihrem Schreibtisch und das dauernde Abtauchen nach Kabeln? Basteln Sie sich mit ausrangierten Legofiguren eine Halterung. Und überhaupt: Machen Sie sich mit Lifehacks das Leben leichter.

Das Undenkbare denken ...

Querdenken bedeutet, über den Tellerrand zu blicken und das „Undenkbare“ zu denken. Es bedeutet, vermeintlich unmögliche Lösungen so lange hin und her zu wenden, bis sie machbar werden; und es bedeutet vor allem, sich zu fragen: Was kann ich tun, um zumindest ein kleines Stück in die gewünschte Richtung zu gehen? Unkonventionelle Ideen sind dabei die besten. Denn wer das tut, was auch alle anderen machen, bewirbt sich vielleicht zusammen mit 1000 anderen Kandidaten um den Traumjob, buhlt mit 50 anderen um die schöne Ferienimmobilie auf Mallorca oder bringt das 97. Fertiggericht mit Geschmacksverstärker raus, während sich die hungrigen Konsumenten womöglich längst von Chemie & Co. abgewandt haben.

Von der Büroklammer zum eigenen Haus

Mit abgedrehten Ideen schaffen wir es leichter – und mit mehr Spaß –, das zu bekommen, was wir bekommen wollen. Der Kanadier Kyle MacDonald, damals Mitte zwanzig, schaffte es, seinen Traum mithilfe einer roten Büroklammer umzusetzen. In seinem Blog bot er am 12. Juli 2005 eine kleine, rote Büroklammer an: „Ich möchte sie gegen etwas Besseres, Größeres tauschen. Vielleicht gegen einen Stift, einen Löffel oder einen Schuh.“ Erklärtes Ziel: Kyle wollte per Tausch zu einem eigenen Haus kommen. Oder einer eigenen Insel. Am 12. Juli 2006, nach 14 Tauschvorgängen, war der Deal perfekt: Schlüsselübergabe in Kipling Saskatchewan, Kanada. Hauptstraße 3! Auf dem Weg dorthin wurde Kyle unter anderem Besitzer eines Kugelschreibers, eines Bierfasses, eines Schneemobils und eines Plattenvertrages. Die komplette Tauschkette können Sie in meinem Blog (gluexx-factory.de) nachlesen. Noch heute profitiert der Kanadier von dieser "bescheuerten" Idee und hält Vorträge mit der Botschaft: „Was ich kann, können Sie auch!“ Recht hat er.

So trainieren Sie Ihren Ideenbooster und sorgen für großartige Synapsenfeuerwerke:

  • Verlassen Sie Ihre gewohnten Bahnen, und tun Sie Dinge, die Sie noch nie getan haben. Verändern Sie beispielsweise am Morgen Ihr Ritual, ein Brot zu schmieren. Streuen Sie zuerst Schokostreusel auf einen Teller, buttern Sie dann Ihr Brot und tunken Sie es verkehrt herum in die Schokolade. Probanden, die diese ungewöhnliche Prozedur durchlaufen hatten, schnitten in Kreativitätstests besser ab.
  • Sorgen Sie für gute Laune und ausreichend Schlaf. 

  • Ablenkungen wirken Wunder. Und es ist tatsächlich inspirierend, einen vollen Schreibtisch zu haben. Studien zufolge regen herumliegende Dinge die Kreativität an, an einem leer gefegten Tisch fehlen Gedankenimpulse.
  • Bewegen Sie sich! Das durchblutet Ihr Gehirn und Sie kommen auf bessere Ideen. 

  • Nehmen Sie zufällige Impulse mit und bauen Sie eine Brücke zu Ihrem Thema. Nehmen Sie sich einen beliebigen Gegenstand in Ihrem Umfeld, und schildern Sie, was Ihr Problem mit diesem Gegenstand gemein hat. Was bedeutet die Schildkröte auf dem Poster neben Ihnen für Ihre Herausforderung? Gut funktioniert das auch mit Texten. Schlagen Sie ein Buch oder eine Zeitschrift an einer beliebigen Stelle auf und bringen Sie die Inhalte mit Ihrem Thema in Verbindung. Bewerten Sie nicht; je skurriler Ihre Einfälle, desto anregender. Nutzen Sie online den Zufallsgenerator von Wikipedia, der Ihnen immer wieder andere Texte anbietet.

  • Lösen Sie auch immer wieder Querdenkeraufgaben und Alltagsrätsel oder beschäftigen Sie sich mit Strategiespielen. Querdenkeraufgaben haben in der Regel nichts mit Ihrem aktuellen Thema, dem beruflichen oder privaten Alltag oder den täglichen Anforderungen zu tun. Mit Absicht. Denn Fragen und Antworten, die nicht in unsere gewohnten Denk- und Erklärungsmuster passen, wecken besser unsere assoziativen und kreativen Fähigkeiten als Themen, die uns eh täglich begegnen. Denken Sie bewusst um!

Wie Sie es schaffen, im Meer der Möglichkeiten den richtigen Kurs zu finden, das Leben zu genießen, Träume zu verwirklichen, verrückte Ideen umzusetzen, verrät Ihnen Cordula Nussbaum in Geht ja doch! Lassen Sie sich überraschen!

Die Autorin

Cordula Nussbaum beschäftigt sich seit ihrem 18. Lebensjahr mit erfolgreichem Selbstmanagement. Sie studierte Journalismus und Psychologie in München und Paris, ist ausgebildeter Coach und arbeitete lange Zeit als Wirtschaftsjournalistin (FOCUS, Wirtschaftswoche, Süddeutsche). Sie ist mehrfache Buch- und Bestseller-Autorin und gefragte Expertin in den Medien. Sie ist Mentorin für Nachwuchs-Speaker der German Speakers Association und hat als zweite Frau im deutschsprachigen Raum die international anerkannte Auszeichnung als Certified Speaker Professional (CSP) erhalten.