"How to Get Shit done" von Erin Falconer

Viele Frauen sind fleißiger denn je und haben dennoch das Gefühl, nirgends anzukommen. Erin Falconers Lösung: die POP-Methode. Dabei kombiniert POP die Persönlichkeit (P) mit dem Punkt, an dem sich eine Frau im Leben und in der Welt befindet – dem Ort (O) – und erzeugt daraus ihre ganz eigene Definition von Produktivität (P). Mit dieser Methode können Frauen ein für alle Mal mit scheinbar wichtigen, aber letztendlich nur störenden Dingen in ihrem Leben aufräumen und damit Platz für die Sachen schaffen, die ihnen wirklich am Herzen liegen. Die Sinn erzeugen und für  Erfüllung sorgen. Lernen Sie jetzt die ersten zwei der insgesamt drei Prinzipien der POP-Methode kennen, die Erin Falconer in ihrem neuen Buch How to Get Shit Done vorstellt.

Wer sind Sie? (P für Persönlichkeit)

Wenn wir die Absicht haben, eine Vorstellung von Produktivität zu entwickeln, die auf Sie persönlich zugeschnitten ist, sollten wir zuerst einmal herausfinden, wer Sie sind. Oberflächliche Nabelschau reicht da nicht aus; bevor wir einen Handlungsplan entwickeln können, müssen wir uns selbst bis in die Tiefen kennen. Wenn wir diesen Schritt auslassen, wie es so viele von uns tun, sind wir am Ende nur permanent fleißig, ohne dass sich unser Leben wie unser eigenes anfühlt.

Ich werde Ihnen Übungen präsentieren, anhand derer Sie sich auf Ihre Träume und Sehnsüchte fokussieren können. Und das alles wird sich auf der Grundlage einer Praxis abspielen, die Ihnen vielleicht neu ist: Selbstreflexion. Diese neue Gewohnheit, von der wir hier Gebrauch machen wollen, ist zum Teil reine Beobachtung. Aber Sie werden bald sehen, wie sie einige unserer Verhaltensweisen verändern kann – insbesondere jene, die uns keine guten Dienste leisten.

Um zu verstehen, wie dieser Prozess funktioniert, sprach ich mit Dr. Anita Chakrabarti, Psychiaterin mit Schwerpunkt Selbstentwicklung. Sie ist zufällig meine Stiefmutter, zu der ich ein sehr nahes Verhältnis habe und mit der ich mich wunderbar geistig austauschen kann. Anitas Lebensaufgabe ist es, anderen zu helfen, sich selbst besser zu verstehen, und so war sie natürlich meine erste Anlaufadresse.

Anita beschreibt den Weg zur Selbsterkenntnis als alles andere als eine gerade Linie.              

  • Wir sind wild. Vielleicht versuchen wir ein Leben lang, uns zu zivilisieren, aber in unserem Kern steckt etwas Urtümliches und Ungezähmtes. »Als Erstes müssen wir uns bewusst machen, dass wir Triebe und Instinkte haben. Das müssen wir akzeptieren. Zumindest müssen wir es gebührend bedenken und berücksichtigen. Denn wenn wir immer nur aus dem Unbewussten heraus handeln, fällt es uns schwer, Entscheidungen – geschweige denn gute Entscheidungen – zu treffen.«
  • Beobachten. »Im nächsten Schritt müssen wir versuchen, unser Tun zu beobachten. Für mich ist das der wichtigste Teil des gesamten Prozesses«, sagt Anita. Dabei geht es nicht darum zu bewerten, sondern lediglich die eigenen Gedanken und Gefühle zu registrieren. »In der dynamischen Praxis sagen wir dazu ›mit dem dritten Ohr hören‹. Es ist der Teil des Geistes, der zurücktreten und objektiv und neutral fragen kann: ›Was tue ich da? Was denke ich da? Was sagen meine Gefühle?‹« Es mag Zeiten in unserem Leben geben, in denen wir dies aktiver tun und uns vielleicht sogar von einer Therapeutin helfen lassen, und es gibt Zeiten, in denen uns diese Fragen weniger beschäftigen. Es handelt sich jedoch nicht um eine Einmalübung, sondern um etwas, das wir unser Leben lang praktizieren sollten.
  • Reflektieren. Sobald wir anfangen, uns selbst zu beobachten, sollten wir mit diesen Informationen auch etwas machen. Wir können nach Mustern in unserem Leben und in der Welt suchen – beispielsweise in Form von familiären oder kulturellen Erwartungen. »Wir können die Dinge immer weiter verkomplizieren«, sagt Anita. Wenn wir beispielsweise irgendwelchen Erwartungen nicht gerecht werden, können wir diese »Schuld« wie einen schmerzhaften Stachel empfinden und uns davon lähmen lassen und in alte Gewohnheiten der Unterwürfigkeit und Verbitterung zurückfallen. »Eine andere Möglichkeit aber ist, dass wir sagen: ›Ja, ich habe Schuldgefühle. Und Ähnliches habe ich schon öfter beobachtet. Oh ja, das ist wirklich interessant. Ich werde die Augen offenhalten, in welchen Situationen ich Ähnliches beobachten kann.‹« Sobald wir in unseren Gefühlen und Verhaltensweisen Muster erkennen, können wir beginnen, uns zu fragen, woher diese Muster kommen.
  • Komplexität akzeptieren. Zu diesem Prozess gehört auch, dass wir erkennen, wie komplex wir sind. »Wir stellen uns selbst ein paar harte Fragen, und das schärft unser Bewusstsein für uns selbst. Und da fällt uns auf, wie orientierungslos wir sind.« Und das ist okay!
  • Werte. Wir sollten nicht nur versuchen, Expertinnen für unser eigenes Gefühlsleben zu werden, sondern wir sollten auch ein Bewusstsein für unsere Werte entwickeln. Und das heißt im Prinzip nichts anderes, als dass wir uns klarmachen, was uns wichtig ist. Die Fähigkeit, uns selbst, unsere Werte und unser Streben miteinander in Einklang zu bringen, ist das wahre Geheimnis der Produktivität. »Wenn Sie einen Marathon laufen wollen, können Sie sagen: ›Es wird schmerzhaft und ungemütlich werden und einige Zeit brauchen, aber ich habe einen Entschluss gefasst und werde ihn durchziehen.‹ Und solange Sie eine Entscheidung treffen und sich daran halten, gibt es damit keine Probleme. Aber sobald Ihr Verhalten im Widerspruch zu Ihren Werten steht, ist das, wie wenn Sie mitten im Marathon auf einmal sagen: ›Ich mag nicht laufen, und ich weiß überhaupt nicht, was mich hierhergebracht hat.‹«

Wo befinden Sie sich? (O für Ort)

Ort ist hier im Sinne von Situation und Lage gemeint. Ich spreche hier von der geschichtlichen Realität der Frauen, verbunden mit einer gehörigen Prise Optimismus in Bezug auf unsere Zukunft. Wir können es auch so sehen: Persönlichkeit steht für das, was Sie wirklich sind, und Ort ist, wo Sie sich als Frau in diesem Augenblick in der Welt befinden. Wir werden gleich darüber sprechen, wo Sie sich gegenwärtig befinden. Und wenn ich von »Ihnen« rede, meine ich »Sie«, liebe individuelle Leserin. Aber ebenso meine ich Sie als Frau in dieser Kultur. Damit wir Frauen vom Leben das bekommen, was wir wollen, müssen wir zuerst die gesellschaftlichen Barrieren erkennen, die uns daran hindern, und sehen, woher diese Barrieren kommen. Anders ausgedrückt: Ich will über die wichtigen Hürden sprechen, mit denen wir es in der Vergangenheit und in der Gegenwart zu tun hatten und haben, und über die Chancen, die sich uns in der Gegenwart und darüber hinaus bieten.

Straßensperren, Hindernisse und offene Straßen

Eine gute Möglichkeit, um weiterzukommen, besteht darin, dass Sie sich klarmachen, was Sie zurückhält. Sie können im Zustand bester Gesundheit aus Leibeskräften schwimmen, aber solange Sie sich gegen die Strömung bewegen, können Sie nur verlieren. Diese Selbsterfahrung und die Schlüsse, die Sie daraus ziehen, sind ausschlaggebend für Ihr Verständnis von dem »Ort«, an dem Sie sich befinden. Schauen wir uns also Ihre Lage an. Welche – guten, schlechten und hässlichen – Realitäten haben Einfluss auf Ihr Leben? Wie können wir aus unserer Kenntnis der eigenen Geschichte und unserem Gefühl für unseren Platz in der Welt von heute Nutzen ziehen? So sehr ich mir wünschen würde, dass alles möglich wäre, interessiert mich hier in erster Linie, was für Sie möglich ist und was Sie sich wünschen. Der ganze Sinn dieses Buches besteht darin, Ihnen zu helfen, Ihre Bemühungen zu optimieren, damit Sie echte Fortschritte machen, anstatt sich nur abzurackern.

Straßensperren

Natürlich gibt es im Leben jeder Frau viele Faktoren, die sie nicht unter Kontrolle hat. Sie träumen vom Aufstieg an die Spitze Ihres Unternehmens, aber die Tochter des Chefs hat ein Auge auf dasselbe Eckbüro geworfen? Dann haben Sie nicht die besten Karten. Wenn Sie alleinerziehende Mutter sind, haben Sie eher nicht die Option, Ihren Job zu kündigen, noch einmal ganztägig die Schulbank zu drücken und Anwältin zu werden. Vermutlich müssen Sie Miete zahlen oder ein Hypothekendarlehen abstottern, und Sie haben familiäre Verpflichtungen wie Kinder oder Eltern, für die Sie sorgen müssen. Da können Sie es sich nicht zum Vorwurf machen, wenn Sie diese Schwierigkeiten nicht mit größter Souveränität meistern. Und wenn Sie dann auf etwas stoßen, was sich wie eine Straßensperre anfühlt, tun Sie gut daran, es einmal genauer in Augenschein zu nehmen. Befinden Sie sich in einer Situation, in der es für Sie nichts zu gewinnen gibt? Zwingen Sie sich, etwas zu leisten, was Ihnen eigentlich widerstrebt? Jagen Sie vielleicht einem Ziel hinterher, das Ihre Eltern sich für Sie ausgedacht haben? Ist es ein Job, der auf dem Papier gut klingt, Sie in der Praxis aber nicht wirklich anspricht? So eine Straßensperre ist manchmal eine schwer zu schluckende Pille, aber manchmal auch ein unerwartetes Geschenk. Sobald Ihnen bewusst wird, dass Sie etwas, von dem Sie immer dachten, dass Sie es wollen, in Wahrheit doch nicht wollen, sind Sie frei, Ihre Energie stattdessen in Ihre wahren Ziele zu investieren.

Hindernisse

Im Gegensatz zu einer Straßensperre lässt sich ein Hindernis in der Regel umfahren. Mangelndes Selbstvertrauen kann sich genauso hinderlich anfühlen wie der Nichtbesitz eines Hochschulabschlusses, aber immerhin können Sie daran arbeiten (und dabei in viel weniger Zeit Fortschritte machen, als Sie für ein Bachelorstudium bräuchten). Es fällt uns schwer, den Job zu wechseln, nachdem wir uns in einer Tätigkeit eingerichtet haben, selbst wenn unsere besonderen Stärken nicht wirklich zur Geltung kommen.

Offene Straßen

Trotz all dieser Straßensperren und Hindernisse werden Sie vermutlich auch einigen offenen Straßen begegnen. Ihre freie Zeit gehört in Wahrheit Ihnen. Wenn Sie wissen, dass Sport Ihnen guttut und Ihnen hilft, Stress abzubauen, sollten Sie dafür in Ihrem Kalender Platz machen, auch wenn die Netflix-Episode dran glauben muss. Wenn Sie nicht für jede zusätzliche Aufgabe die Hand heben, heißt das noch lange nicht, dass Sie keine Teamplayerin sind; es bedeutet lediglich, dass Sie sich vor dem Burn-out schützen.

Mehr zum dritten Prinzip „Produktivität“ der POP-Methode, mit dem Sie Ihre eigene Definition davon entwickeln können, was es heißt, wirklich produktiv und nicht bloß fleißig zu sein, erfahren Sie in How to Get Shit Done von Erin Falconer.

Die Autorin

Erin Falconer ist Chefredakteurin und Mitinhaberin von Pick the Brain, einer der am schnellsten wachsenden und erfolgreichsten Communitys zur Persönlichkeitsentwicklung im Internet. Mit über 1,8 Mio. Seitenaufrufen im Monat und 200 Bloggern aus der ganzen Welt hat sich Pick the Brain zu einer starken globalen Stimme und Marke im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung entwickelt und wird täglich in über 35 Ländern gelesen. Darüber hinaus wurde Pick the Brain in mehr als 100 „Best of the Web“-Listen aufgenommen, und Refinery29 hat Erin zu einer der Top-10-Frauen ernannt, die die digitale Landschaft nachhaltig verändern. Erin ist außerdem Mitbegründerin von LEAFtv, einer Video-Lifestyle-Marke für Millennials. Sie hat eine abwechslungsreiche Karriere als Drehbuchautorin, Komikerin und politische Beraterin hinter sich und hat sich nun ganz und gar dem Bloggen verschrieben. Sie lebt in Los Angeles/USA. How to Get Shit Done ist ihr erstes Buch.