"30 Minuten Gutes Coaching" von Günter A. Menne
Wie bei einer Partnerschaft ist auch der passende Coach eine Frage der Chemie. Um die Wahrscheinlichkeit für schlechte Erfahrungen zu minimieren, können Sie allerdings bereits vorab ungeeignete oder unseriöse Angebote ausschließen. Gibt es kein Impressum auf der Website? Wird das Coaching bloß hobbymäßig betrieben? Oder gehört der Coach gar einer Sekte an? Dann Finger weg! Worauf Sie nach dem ersten Eindruck außerdem achten sollten, erklärt Günter A. Menne im folgenden Auszug aus 30 Minuten Gutes Coaching.
Was ein Coach können muss: Schlüsselkompetenzen
Wenn Sie der erste Eindruck überzeugt hat, gilt es, die Fähigkeiten Ihres potenziellen Bündnispartners genauer unter die Lupe zu nehmen: Wie können Sie sichergehen, dass Ihr Coach auch über die erforderlichen Schlüsselkompetenzen verfügt? Der gut ausgebildete Coach besitzt sechs Basisqualifikationen, über die auch Sie als Kunde Bescheid wissen sollten (vgl. ff.: Pallasch, Petersen, 2005, S. 36), um ihn im Erstgespräch gezielt danach fragen zu können.
1. Praxiskompetenz
Coaches anerkannter Berufsverbände haben oft ein abgeschlossenes Studium. Dabei ist zweitrangig, ob es sich um Betriebswirtschaft, Psychologie, Medizin oder um eine Geisteswissenschaft handelt: Die Zugänge zum Beruf sind verschieden. Jeder Coach wird andere Arbeitsschwerpunkte setzen. Unerlässlich für den Business-Coach ist eigene Leitungserfahrung in Unternehmen oder Organisationen über viele Jahre. Und diese Anforderung bringt es mit sich, dass ein Coach in der Regel schon über einige Dekaden an Lebenserfahrung verfügt.
2. Sozialkompetenz
Ein guter Coach wird Ihnen mit einer Haltung begegnen, die von drei Beziehungsqualitäten geprägt ist: Empathie, Akzeptanz und Kongruenz. Er kann sich in sein Gegenüber einfühlen, das er offen und (vor-)urteilsfrei annimmt. Er muss seine Rolle kennen und mit ihr übereinstimmen: Er widersteht jeder Versuchung, eigene „Größe“ durch Überlegenheit zu demonstrieren.
3. Selbstkompetenz
Auf Wegen professioneller Selbsterfahrung (Supervision, ggf. Psychoanalyse) hat der Coach den eigenen Schatten geklärt, was bedeutet: Er hat erkundet, was sich hinter seiner „Theatermaske“ – die wir alle tragen – eines idealen Selbstbildes seiner Person verbirgt. So ist er zur Wahrhaftigkeit gegenüber sich selbst gelangt, mit der er als Coach auch seinen Kunden gegenübertritt.
4. Theoriekompetenz
Damit ist eine Sattelfestigkeit in den wichtigsten Meta-Theorien gemeint, auf denen Coaching gründet: ein unideologisches Menschenbild, geprägt vom Glauben an die Fähigkeit des Klienten, zu jeder Zeit frei seine Wahl neu zu treffen. Systemisch geschult, bezieht der gute Coach stets den Kontext ein, in dem sich ein Problem zeigt. Bei dessen Reflexion macht er gedankliche und gefühlte Konstruktionen des Klienten sichtbar.
5. Feldkompetenz
Man kann es griffig mit einem Satz sagen: „Erkennen setzt Kennen voraus“ (www.coaching-magazin.de/beruf-coach/feldkompetenz-im-coaching), sprich: Wer sich als Coach etwa auf die Arbeit mit Führungskräften der Medienbranche spezialisiert hat, der sollte sich darin auskennen. Das erleichtert ein rasches Verständnis der Sache und vermittelt „Stallgeruch“: Schauen Sie sich die Berufsbiografie Ihres Coachs an, wenn es auf spezielle Themen ankommt, die Sie mit ihm bearbeiten wollen.
6. Methodenkompetenz
Für seine Arbeit benötigt der solide ausgebildete Coach auch psychologisches Fachwissen: Er muss über die für ihn relevanten Konzepte und deren Anwendung (in den Grenzen seiner Zunft, dem Coaching) genau Bescheid wissen: Die roten Linien, welche das Fachgebiet der Psychotherapie markieren, werden dabei von ihm niemals überschritten! Den „Modellbaukasten“, aus dem er sich mit dem Handwerkszeug passender Coaching-Methoden bedienen darf, stellt ihm die Schule der Humanistischen Psychologie zur Verfügung – für Sie ja schon keine Unbekannte mehr.
Der Autor
Günter A. Menne, M.A., ist Senior-Coach (DBVC) und arbeitet seit 2007 in seiner Praxis in Rösrath bei Köln. Mehr als 20 Jahre war er Kommunikationschef eines Verbandes. Er ist Gutachter bei der Aufnahme von Coaches in den Deutschen Bundesverband Coaching (DBVC). Als Geisteswissenschaftler macht er auch Begegnungen mit Philosophie, Literatur und Kunst im Coaching fruchtbar. Er arbeitet mit Führungskräften, Teams und Privatpersonen in Verantwortung.