"Der kleine Krisenguide" von Dr. Marco Freiherr von Münchhausen

Mitten in der Coronakrise liefert Dr. Marco Freiherr von Münchhausen mit seinem neuen Buch Der kleine Krisenguide praktische Tools zum Meistern von Notsituationen. Und der mehrfache Bestsellerautor (unter anderem von „Wo die Seele auftankt“ oder „So zähmen Sie Ihren inneren Schweinehund“) weiß, wovon er spricht. Als eine schwere berufliche Krise seine Existenz von heute auf morgen vernichtete, verfiel er nicht in Schockstarre, sondern baute sich stattdessen innerhalb nur eines Jahres ein erfolgreiches neues Standbein auf.

In seinem neusten Werk gibt er seine Erfahrungen weiter und enthüllt die vier wichtigsten Hilfen, um Krisen erfolgreich zu handeln: eine gute Einstellung, der richtige Fokus, Selbstfürsorge und Struktur. Er ist überzeugt, dass diese vier Punkte zusammen eine Art magisches Viereck bilden und deshalb bei all unseren Bemühungen Vorfahrt haben sollten. Erfahren Sie jetzt mehr darüber, wie Sie Ihren Fokus auf die richtigen Dinge legen und warum es gerade in Krisenzeiten wichtig ist, den Alltag zu strukturieren.

Der richtige Fokus

Von ganz entscheidender Bedeutung ist die Frage, womit wir uns die meiste Zeit gedanklich beschäftigen, wo unser mentaler Fokus ist: in unserem eigenen Lebensbereich oder draußen in der Krisenwelt mit ihren unzähligen Problemen. In seinem weltbekannten Buch „Die sieben Wege zur Effektivität“ unterscheidet der US-amerikanische Business-Professor Steven Covey zwischen dem „Circle of Influence“ – der Bereich unseres Lebens, den wir wirklich beeinflussen können – und dem „Circle of Concern“ – all das, womit man sich sonst noch im Alltag beschäftigen und worüber man sich sorgen kann, auf das man aber keinen Einfluss hat.

Obwohl der Circle of Influence, unser eigener Einflussbereich, also der entscheidende ist, beschäftigen sich viele Menschen ständig mit den vielen Dingen des Circle of Concern: Sie machen sich über alles Mögliche Gedanken und Sorgen, sie lamentieren und beschweren sich: über die Krise, über die Entscheidungen der Politiker, über Sinn und Unsinn der Beschränkungen oder der Schutzmasken, über die Lockerungen, über die Haltung der Chinesen, der Italiener, der EU … über Merkel, Conte, Trump und Bolsonaro – obwohl sie auf all das letztlich keinen Einfluss haben. Und das alles ist menschlich und verständlich: Da eine Krise wie die gegenwärtige in uns Ängste und Orientierungslosigkeit auslöst, suchen wir außen (im Circle of Concern) nach Orientierung und Antworten, in den Nachrichten, in Reportagen und Talkshows … und finden sie ja auf allen Kanälen: In der Regel seriös und meist auch gut eingeordnet bei „Hart aber fair“, bei Maybrit Illner, Sandra Maischberger, Anne Will, Markus Lanz etc., oft aber auch reichlich verworren und von zweifelhafter Verlässlichkeit, und das betrifft vor allem der Bereich der Social Media. Letztere haben derzeit eine große Anziehungskraft. So vernünftig und gut es im Prinzip ist, sich zu informieren – man kann sich hier aber auch verlieren und davon gefangen genommen werden, vor allem viel seelische Energie verlieren. Und es gilt: Auf all diese Umstände haben Sie keinen Einfluss (mag es auch Ihr Leben mit beeinflussen).

Lassen Sie sich nicht verrückt machen, beschränken Sie die Zeit, in der Sie sich mit diesen Dingen befassen, und fokussieren Sie sich auf Ihren Einflussbereich!

 

„Was kann ich wirklich beeinflussen?“, lautet die entscheidende Frage.

 

Und Sie können beeinflussen:

 

  • wie Sie damit umgehen, wie viel Zeit Sie all dem widmen;

 

  • wie viel Sie darüber mit anderen reden und sich darüber Sorgen machen;

 

  • was Sie für sich tun können und wie Sie für sich sorgen;

 

  • ob Sie die Krise annehmen und auch die Chancen für sich sehen können;

 

  • was Sie in Ihrem Leben verändern: ob und wie Sie die Möglichkeit des Homeoffice nutzen, ob Sie neue digitale Lernangebote oder Vertriebswege ausprobieren;

 

  • ob Sie lernen und es sogar genießen, mit sich alleine zu sein;

 

  • ob Sie aufräumen, Ihre Wohnung neu gestalten, laufen gehen;

 

  • wie Sie trotz des Social Distancing mit anderen in Kontakt bleiben

 

  • und noch vieles mehr.

 

All das gehört zu Ihrem Circle of Influence. Hier fallen die Würfel. Fragen Sie sich bitte immer wieder: „Wo bin ich gerade?“ – „Womit beschäftige ich mich eigentlich?“ – „Gibt oder raubt mir das Energie?“

Letzte Woche habe ich mal einen ganzen Abend vor dem Fernseher verbracht, eine Corona Sendung nach der anderen. Natürlich alle sehr interessant … aber hinterher war ich platt und ausgelaugt, konnte lange nicht einschlafen und habe nachts auch noch davon geträumt. Und offen gesagt: Das wenigste davon war für mein Leben relevant. – Nun habe ich mir zur Faustregel gemacht: Maximal 5 % des Tages für den Circle of Concern (das entspricht in etwa 1 ¼ Stunden), das ist mehr als genug. Oft genügen auch die 15 Minuten Tagesschau – und danach lieber einen guten Film ansehen … „coronafrei“!

Das Leben strukturieren

Gerade in Krisenzeiten ist ein strukturierter Alltag sehr wichtig, da Struktur innerlich Halt gibt, wie ein Geländer oder ein Halteseil im unwegsamen Gebirge. Daher ist es gut, möglichst zur selben Zeit aufzustehen, regelmäßige Essenszeiten zu haben, bestimmte Zeiten zum Laufen oder zum Hundausführen, Einkaufen und für die Kinder einzuplanen. Gewissermaßen sind das Rituale, die das Leben stabilisieren, indem sie ihm Struktur geben. Für viele Menschen sind normalerweise etliche Strukturen von außen vorgegeben, allein durch die Zeiten, zu denen die Kinder in der Kita oder Schule sein müssen, die Ausbildungs- und Arbeitszeiten, Zeiten für Tanz- oder Fitnesskurs, für das Fußballtraining oder die Chorprobe. All diese strukturierenden Ereignisse fallen zurzeit weg; selbst das regelmäßige Treffen mit Freunden in der Stammkneipe oder das Konzertabo sind gecancelt. Umso wichtiger ist es, sich selbst wieder durch regelmäßige Arbeitszeiten eigene Strukturen zu geben – und dabei ist es letztlich egal, ob Sie morgens um fünf schon anfangen oder bis in die Nacht arbeiten.

Normalerweise habe ich in meinem Leben als Redner und Seminarleiter ein sehr unstrukturiertes Leben, da ich heute hier und morgen dort bin, meine Auftritte mal früh und mal spät stattfinden, meine Essens- und Schlafenszeiten völlig unregelmäßig sind und ich mich manchmal innerlich ziemlich zerrissen fühle. Doch ich komme damit einigermaßen klar, weil ich zwischendrin immer wieder Erholungsphasen und Auszeiten habe. Insbesondere wenn ich mich mehrmals im Jahr meist für zwei bis drei Wochen zum Schreiben alleine zurückziehe, oft auf eine griechische Insel, auf der ich ganz und gar meine Ruhe habe und keinerlei äußere Termine berücksichtigen muss. Und interessanterweise habe ich dort wesentlich mehr Struktur in meinem Tagesablauf als im Rest des Jahres. Ich stehe früh immer zur gleichen Zeit auf, mache meinen Morgenlauf (gleich lang, gleiche Strecke), frühstücke, schreibe in genau den gleichen Zeiteinheiten an meinem Buch, esse mittags und abends zu den gleichen Zeiten, mache meine regelmäßigen Pausen, sitze nachmittags eine Stunde im Kafenio und so weiter. Obwohl niemand das von mir verlangt. Aber ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, wie wichtig das für meine innere seelische Verfassung und mein Gleichgewicht ist. Sonst würde ich möglicherweise in einem konturlosen Zeitmeer untergehen. Struktur stabilisiert, besonders in Krisenzeiten! – Also: Finden Sie Ihre Struktur und pflegen Sie die kleinen Rituale des Alltags (jedenfalls die, die jetzt möglich sind).

Mehr über die anderen beiden wichtigen Helfer in Krisen finden Sie in Der kleine Krisenguide von Dr. Marco Freiherr von Münchhausen oder in dieser Episode des GABAL Podcasts 1 Buch – 5 Fragen.

Der Autor

Dr. Marco Freiherr von Münchhausen ist Jurist, Trainer, Berater und Autor mehrerer Bestseller (unter anderem „Wo die Seele auftankt“, „So zähmen Sie Ihren inneren Schweinehund“). In all seinen Büchern, Vorträgen und Seminaren beschäftigt er sich mit den wesentlichen Aspekten für ein erfolgreiches und erfülltes Leben und hat bereits mehr als einer halben Million Menschen zeigen können, wie sie ihre persönlichen Ressourcen bestmöglich nutzen.