"Ab heute singe ich unter der Dusche" von Patricia Küll
Patricia Küll, Moderatorin und Meditationslehrerin, stellt in ihrem Hörbuch „Ab heute singe ich unter der Dusche“ verschiedene Lebensfreuderegeln vor. Eine davon besagt: „Lerne dich selbst (besser) kennen. Wenn du weißt, wie du tickst, kannst du mehr tun, um deine Lebensfreude zu erhalten.“ Ist uns also erstmal bewusst, was uns antreibt, geht es mit der Lebensfreude auch gleich viel leichter. Das liegt Patricia Küll zufolge an den „inneren Antreibern“. Der folgende Auszug aus ihrem Hörbuch erklärt, was es mit diesen auf sich hat und wie wir sie wieder loswerden.
Lebensfreuderegel 11: Lerne dich selbst (besser) kennen
Diese inneren Antreiber haben wir alle – mehr oder weniger stark ausgeprägt. Angelegt werden sie in unserer Kinder- und Jugendzeit. Wie kleine Samen werden sie von unseren »Vorbildern« – meist Eltern und Großeltern – in uns gesetzt. Es sind die Ge- und Verbote, mit denen wir aufwachsen. Häufige Glaubenssätze sind:
• »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.«
• »Wenn du dich nicht mehr anstrengst, wird das nichts mit dir.«
Oder heutzutage besonders beliebt:
• »Beeil dich.«
Im Laufe der Jahre können diese Glaubenssätze in uns wachsen und groß und stark werden. Manchmal werden sie aber zu groß und zu stark, und dann lassen wir uns als Erwachsener zu sehr von ihnen leiten. Dann blockiert uns der innere Antreiber und bestimmt unser Leben und Handeln. Sehr stark ausgeprägte innere Antreiber können ausschlaggebend sein für Erkrankungen wie Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, ja sogar Burn-out.
Im Rahmen der Transaktionsanalyse, die Mitte des 20. Jahrhunderts erfunden wurde, haben amerikanische Psychologen folgende fünf innere Antreiber definiert, die die meisten Menschen lenken. Dabei hat jeder Antreiber gute und schlechte Seiten.
1. Antreiber: Sei beliebt!
Die positive Seite: Diese Menschen sind sehr hilfsbereit, haben immer ein offenes Ohr für andere, streben nach Harmonie, sind sympathisch und daher sehr beliebt.
Die andere Seite der Medaille: Die Menschen sind sehr selbstlos und lassen sich leicht ausnutzen. Da sie nicht Nein sagen können, werden sie oft fremdbestimmt. Sie werden also von dem Wunsch angetrieben, andere zufriedenzustellen. Dann fühlen sie sich geliebt. Diese Menschen übernehmen im hohen Maß Verantwortung für das Gefühlsleben anderer. Und weil man sich auf die Bedürfnisse anderer konzentriert, kann man kaum eigene Wünsche und Ziele erkennen.
2. Antreiber: Mach schnell!
Der Vorteil dieses Glaubenssatzes: Diese Menschen verfügen über eine hohe Auffassungsgabe, sie erledigen unglaublich viel in kurzer Zeit. Natürlich lieben sie Schnelligkeit – beim Arbeiten, beim Autofahren, im ganzen Leben.
Auf der anderen Seite bedeutet Schnelligkeit oft auch Hetze. »Mach schnell!« beinhaltet auch, die Gegenwart zu verlassen, vor lauter Schnelligkeit ist man gedanklich und planerisch meist in der Zukunft. Menschen, die mit diesem Glaubenssatz aufgewachsen sind, lassen nicht gerne Nähe zu anderen zu.
3. Antreiber: Sei perfekt!
Diese Menschen sind als Kollegen ideal, denn sie liefern eine hohe Qualität beim Arbeiten. Sie sind gründlich, verlässlich und kreativ.
Doch der starke Antrieb, alles immer noch besser machen zu wollen, führt zu Unzufriedenheit, Unsicherheit und Überforderung. Die angestrebte Perfektion bringt auch Angst vor dem Versagen und den Hang zur übertriebenen Genauigkeit mit sich.
4. Antreiber: Streng dich an!
Diese Menschen sind im positiven Sinne leistungsbereit, motiviert und geben ihr Bestes. Sie bevorzugen Fortschritt statt Stagnation.
Die negativen Folgen dieses Glaubenssatzes: Diese Menschen fühlen sich oft gehetzt, sie können nur schwer abschalten, etwas genießen oder »sich gehen lassen«. Hier zählt nie das Ergebnis, immer nur die Leistung. Man wird zum Gefangenen seiner eigenen Strukturen. Immer wird man von der Angst getrieben, man könnte schlechter sein als die anderen. Und weil man kein Gefühl für seine eigenen Grenzen hat, werden diese dauernd überschritten.
5. Antreiber: Sei stark!
Oft haben Männer diesen Antreiber, weil ihnen schon als Kind gesagt wird: »Indianer kennen keinen Schmerz.« Ihr Vorteil: Sie sind zielstrebig, belastbar, energievoll und stark. Diese Menschen haben sich fest im Griff und stehen mit beiden Beinen im Leben. Sie fordern viel von sich und anderen.
Doch wer viel von sich und anderen fordert, hat wenig Toleranz für eigene oder andere Schwächen. Es herrscht ein Unverständnis für weniger zielorientierte Menschen. Da man sich keine Schwäche gönnt, tun sich diese Menschen schwer damit, Hilfe anzunehmen.
Für jeden Antreiber gibt es ein Gegenmittel
Das Schöne an den inneren Antreibern ist: Man kann sie wieder loswerden. Man muss sich ihnen nicht ein Leben lang unterwerfen. Zu jedem Antreiber gibt es ein Gegenmittel, einen sogenannten »Erlauber «.
Diese lauten:
Sei beliebt => Gefalle dir selbst
Mach schnell => Nimm dir Zeit
Sei perfekt => Du bist gut genug, so wie du bist
Streng dich an => Tu es und habe Spaß
Sei stark => Sei offen und drücke deine Wünsche aus
Sie sollten sich Ihren Erlauber so formulieren, wie es für Sie am besten passt.
Wenn Sie stark ausgeprägte innere Antreiber haben, dann arbeiten Sie mit Ihren Erlaubern. Ein erster Schritt könnte sein, den persönlichen Erlaubersatz auf einen Post-it®-Zettel zu schreiben und aufzuhängen. Am Badezimmerspiegel, im Auto oder am Computer. Mein Erlaubersatz ist auch gleich das Codewort für meinen Computer. So werde ich jeden Tag x-mal daran erinnert. Damit allein ist es aber nicht getan. Sie sollten – am besten mit einem guten Freund oder einem Coach – darüber sprechen, was Ihnen der Antreiber heute noch nutzt, inwieweit er Ihre Handlungen zum Negativen beeinflusst und was es bedeuten würde, auf den Antreiber ganz oder teilweise zu verzichten. Wenn Sie sich Ihrer inneren Antreiber bewusst sind und sich auch bewusst gegen sie entscheiden, dann haben Sie schon viel gewonnen.
Aber seien Sie geduldig mit sich. Es dauert einige Zeit, bis sich Ihr Erlauber gegen den inneren Antreiber durchgesetzt hat. Der hatte schließlich Jahrzehnte lang Zeit, sich zu entwickeln. Der Erlauber muss diesen Vorsprung erst mal einholen.
Die Autorin
Patricia Küll, M.A., arbeitet seit 1996 als Redakteurin und TV-Moderatorin. In ihrer über 25-jährigen Moderatorentätigkeit hat sie Tausende von Menschen kennengelernt und interviewt und ist ihnen dabei zum Teil sehr nahegekommen. So hat sich Patricia Küll eine sehr große Menschenkenntnis angeeignet, die ihr seit 2012 auch in ihrer Tätigkeit als diplomierte systemische Coach und Trainerin für Stress-Management zugutekommt.
Patricia Küll gibt als „LebensWandlerin“ Seminare und hält Vorträge zu den Themen „Lebensfreude“, „Selbstführung“ und „Stress-Management“. Sie ist Mitglied der German Speaker Association (GSA) und hat einen Lehrauftrag an der Hochschule Koblenz im Fachbereich Sozialwissenschaften. Auf ihr Betreiben hin wird dort zum Thema „Zufriedenheit“ geforscht. Die Ergebnisse fließen in ihre Arbeit mit ein.