Führungsteams brauchen Frauen!
Dass Männer und Frauen unterschiedlich führen, ist keine Neuigkeit. Aber was ist am Führungsstil der Frauen anders – und wieso? Dem Psychologen Simon Baron-Cohen von der Universität Cambridge zufolge könnten Männer überdurchschnittlich gut systematisch denken und damit zielorientierter handeln, während Frauen einfühlsamer und empathischer seien, abwägender vorgingen und mehr Faktoren in die Entscheidungsfindung einbezögen. Deshalb seien Männer in der Führung überlegen gewesen, als die Welt noch nicht komplex vernetzt war und es um fokussiertes Optimieren eines Bereiches anhand eindeutiger Zielvorgaben ging.
Systemisch statt systematisch
Doch das reicht heute nicht mehr: Durch Vernetzung und Globalisierung geht es in der Führung nicht mehr nur darum, den eigenen Bereich zu optimieren, sondern darum, das große Ganze zu betrachten, erklärt Pia Struck in ihrem neuen Titel Game Change: Das Ende der Hierarchie? Man braucht heute systemisches Vorgehen, um zu guten Ergebnissen für die Gesamtorganisation zu kommen. Das setzt Empathie und Einfühlung in die Herausforderungen und Perspektiven anderer sowie die Fähigkeit zum Kompromiss voraus.
Emotionale Intelligenz
Frauen vertreten ihre inhaltliche Position ebenso ambitioniert und konsequent wie Männer, aber sie setzen eher auf Überzeugung und Konsens als auf Dominanz. Durch ihre Sensibilität für die emotionale Seite von vermeintlich rationalen Fragestellungen streben sie eher nach Zusammenarbeit und akzeptablen Lösungen. Neben klassischen Managementkompetenzen bringen sie vor allem auch emotionale Intelligenz mit ein. Um es im Macht- und Durchsetzungskampf an die Unternehmensspitze zu schaffen, braucht es aber vor allem Dominanz und Machtanspruch. Deshalb nimmt emotionale Intelligenz von unten nach oben in der Unternehmenshierarchie ab, mangelt also genau dort, wo sie am nötigsten wäre. Diese Fähigkeit von Frauen ist zwar oft als Schwäche ausgelegt, tatsächlich aber ein Gewinn für jedes Führungsteam. Frauen sind die ideale Ergänzung zielfokussierter Männerteams. Vorausgesetzt, man schafft durch die Beachtung der Work-Life-Balance die Rahmenbedingungen dafür, dass qualifizierte Frauen in Führung gehen wollen und Familie, Kinder und Karriere unter einen Hut bekommen.
Die Tatsache, dass Frauen einen anderen Führungsstil haben, macht es zusätzlich schwer, den Prozess der Durchmischung zu beschleunigen. Entscheidungsgremien sind noch hauptsächlich männlich dominiert und schauen meist durch ihre Brille.
Durch diese Vielfalt an Faktoren, die den Anteil von Frauen in Führungspositionen beeinflussen, ist die gesetzliche, feste Quote wohl die einzige Lösung. Sie hat in anderen Ländern sowohl gesellschaftlich als auch in Unternehmen zu einem Wandel geführt. Nur durch diesen äußeren Zwang wurde es den Frauen möglich gemacht, Führungsaufgaben auch auf Toplevel wahrzunehmen und dem Unternehmen ermöglicht, sich dem notwendigen Veränderungsprozess hin zu gemischten Teams und mehr Work-Life-Balance für alle zu stellen.
Weitere konstruktive Ansätze und Ideen, um Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen, bietet Pia Struck in ihrem neuen Titel Game Change: Das Ende der Hierarchie?