"30 Minuten Zukunftsmut" von Carl Naughton und Andreas Steinle

Keine Innovation ohne Zukunftsmut. In 30 Minuten Zukunftsmut vermitteln die GABAL-Autoren Carl Naughton und Andreas Steinle,auf welchem Fundament Zukunftsmut steht: auf Zuversicht, Selbstwirksamkeit, Widerstandskraft und Optimismus.

Zuversicht ist der Glaube, Ziele erreichen zu können und das auf mehreren Wegen. Diese Überzeugung verbesssert die Kreativität und das Innovationsverhalten von Mitarbeitern. Lesen Sie hier, wie Sie die Zuversicht und damit den Zukunftsmut Ihres Teams stärken.

Bei den nachfolgenden Vorschlägen handelt es sich nicht um Ideen, die irgendeinem Beraterkopf entsprungen sind, sondern um evidenzbasierte Interventionen. Das bedeutet, ihre Wirksamkeit – die Steigerung des Zukunftsmutes um zwei Prozent – ist in kontrollierten Studien belegt. Dabei muss es nicht bei zwei Prozent bleiben. Es gibt auch nachweislich höhere Steigerungsraten. Die nachfolgenden Interventionen können Sie mit Ihrem Team eigenständig durchführen. Sie bieten einen guten Einstieg ins Thema.

Zuversicht als Denkmuster nutzen

Wir wissen also nun, dass es wirkt. Aber wie lange hält die Wirkung vor? Kollegen aus den Niederlanden konnten beweisen, dass selbst sechs Wochen nach einer einmaligen Intervention die Wirkungen noch messbar waren. Mit den nachfolgenden Tools haben Sie die Möglichkeit, die Stärkung des Zukunftsmuts fortlaufend in Ihre eigene Arbeit und in die Arbeit Ihres Teams einzuflechten. Der Psychologe Charles Richard Snyder, der das psychologische Konzept der Zuversicht entwickelt hat, erklärt, wie man das schafft: Zunächst muss ein Ziel formuliert werden, dann sollten Sie dem Team verschiedene Wege zeigen, wie das Ziel erreicht werden kann. Nicht nur ein Weg führt schließlich zum Glück. Bereits in einem frühen Stadium sollten Sie Ihrem Team zudem Strategien vorstellen, die helfen, Hindernisse bei der Zielverfolgung zu überwinden.

Nun ist es aber so: Ziele zu setzen und zu erreichen, ist Teil der täglichen Arbeit. Inwiefern trägt die Zuversicht dazu bei, diesen Vorgang zu optimieren? Sie hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber der einfachen Zielsetzung: Bei der Zuversicht werden Hindernisse und alternative Lösungswege gleich zu Beginn einkalkuliert. Es handelt sich somit um eine Zielsetzung mit einem „Extra-Kick“.

Die Kunst des Formulierens

Als Erstes muss das Ziel definiert werden. Achten Sie bereits bei der Formulierung darauf, dass die Zieldefinition dem Team das Gefühl gibt, das Ziel sei anspruchsvoll und wichtig für alle Beteiligten. Das Erreichen eines Zieles kann nämlich nur dann andere zufriedenstellen, wenn es so formuliert ist, dass es eine persönliche Resonanz bei den Teammitgliedern erzeugt. Das ist keineswegs trivial, denn erst diese Resonanz steigert die Motivation und das Engagement bei den Mitarbeitern.

Achten Sie auch darauf, das Ziel als ein Annäherungsziel zu formulieren. Man sollte also nicht negativ formulieren im Sinne von „weniger“, sondern positiv im Sinne von „mehr“. Ein schlechtes Beispiel wäre: „Sie sollten weniger Fritten in sich hineinstopfen, wenn Sie gesund bleiben wollen.“ Eine gute Alternative hierzu könnte lauten: „Wenn Sie es schaffen, täglich mehr Obst zu essen, haben Sie für Ihre Gesundheit viel gewonnen.“ So simpel das erscheint, so wichtig ist es doch für die Resonanz.

Vor einigen Wochen ging es in einem Workshop mit einem Industrieunternehmen genau darum, die richtigen Formulierungen zu finden. Bei der Zielformulierung ging das „weniger“ den Teilnehmern locker von den Lippen: „Wir müssen weniger zögerlich entscheiden“ oder: „Wir müssen weniger Fehler unter den Tisch kehren.“. Aha, fragten wir, und was möchten Sie stattdessen mehr machen? Die Antwort kam stotternd: „Ja, äh, also, auf jeden Fall weniger Angst haben, Fehler zuzugeben.“ Sie haben es bereits bemerkt: Die Teilnehmer drückten ihre Ziele immer noch im Sinne von „weniger“ aus. Es ist also offenbar gar nicht so leicht, sich vom „weniger” zu verabschieden und die Perspektive zu wechseln.

Hinzu kommt: Wir vergessen oft, bei der Zielsetzung Unterziele zu definieren. Das kann enorm bremsend wirken. Denn Unterziele zu formulieren, ist psychologisch gesehen wichtig, weil sie verhindern, dass Menschen den Bezug zum Gesamtziel verlieren und resigniert aufgeben. Die Sache lässt sich mit einem chinesischen Sprichwort wunderbar beschreiben: „Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.“ Denn der ist nicht so weit entfernt wie das Endziel. Fassen wir die Vorgehensweise in aller Kürze zusammen.

Formulieren Sie Ihr Ziel …

  • konkret und mit klarem Endpunkt (bitte keine Romane!),
  • als Annäherungsziel und
  • mit Unterzielen.

Die Autoren

Carl Naughton

Dr. Carl Naughton ist promovierter Linguist und Wirtschaftspsychologe. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern der Braincheck GmbH, die Menschen Lust auf Neues und Veränderung machen will. Neben der Forschung im wirtschaftspsychologischen Bereich berät Braincheck Unternehmen zu Innovations- und Veränderungsprozessen. Dr. Naughton steht dabei oft auf der Bühne und vermittelt die Forschungserkenntnisse unterhaltsam und praxisnah.

 

Andreas Steinle

Andreas Steinle, Gründer und Geschäftsführer der Zukunftsinstitut Workshop GmbH, beschäftigt sich seit rund 20 Jahren mit der Praxis der Trend- und Zukunftsforschung. Mit viel Herzblut und Leidenschaft berät er Unternehmen in der Fragestellung, wie sie von Trends zu Business-Innovationen kommen. Er ist ein gefragter Redner auf internationalen Kongressen und Autor mehrerer Bücher und Studien.