"30 Minuten Agiles Mindset" von Jörg Hawlitzeck

Die wenigsten Menschen wissen, dass sich ein agiles Mindset nicht nur im Beruf, sondern für unser gesamtes Handeln nutzen lässt. Es sollte sogar unbedingt im alltäglichen Verhalten zum Ausdruck kommen, um glaubwürdig zu sein! Denn, so schreibt Jörg Hawlitzeck in seinem Buch 30 Minuten Agiles Mindset: „Das beste Mindset nützt wenig, wenn es nicht im Alltag in praktisches Handeln umgesetzt wird.“ Mehr zu diesem Thema lesen Sie in der folgenden Leseprobe.

 

Agiles Verhalten

Unser Mindset ist unsere mentale Einstellung, unsere Geisteshaltung. Eine agile Geisteshaltung besticht durch schnellen Perspektivwechsel, Akzeptanz von unveränderlichen Gegebenheiten und ein hohes Maß an Selbstreflexion.

Unsere Einstellung wird in unserem Verhalten, in unserer Kommunikation und in unserem Umgang mit unseren Mitmenschen sichtbar, erfahrbar und erlebbar. Das beste Mindset nützt daher wenig, wenn es nicht im Alltag in praktisches Handeln umgesetzt wird. Wie äußern sich mentale Offenheit und Großzügigkeit sowie ganzheitliches Denken in unserem konkreten Verhalten? Was kann uns im Alltag Orientierung geben und uns selbst und unser Umfeld zu einem produktiven Umgang mit Veränderungen inspirieren? Welche Regeln können wir uns auferlegen, um geistige Agilität im Handeln zu zeigen?

Unsere Mitmenschen orientieren sich sehr viel mehr an dem, was sie an uns beobachten, als an dem, was sie von uns hören. Wie werden wir also im Alltag zum agilen Chef, Kollegen oder Mitarbeiter? Wie werden wir als Treiber von Veränderungen wahrgenommen?

Agiles Verhalten im Alltag

Die meisten von uns haben es schon einmal erfahren, beobachtet oder selbst getan: Das, was man tut, widerspricht manchmal dem, was man sagt.

Besonders pikant wird es, wenn die Diskrepanz zwischen Sagen und Tun nur allzu offensichtlich ist: der CEO zum Beispiel, der zum offenen Umgang mit dem digitalen Wandel inspirieren möchte und dabei immer wieder sich selbst und seine alte Firma als Beispiel heranzieht, die er vor zwölf Jahren vor der Insolvenz gerettet hat. Festhalten am Vergangenen konterkariert Zukunftsorientierung! Oder der Teamleiter, der seine Mannschaft zur Kreativität anhalten will und ihr dabei bis ins kleinste Detail Vorgaben macht. Korsetts für Kreativität gibt es nicht! Oder die Eltern, die ihren Kindern sagen, sie sollen nicht ständig am Handy hängen, und selbst in jeder freien Minute den Status ihres Aktiendepots oder des letzten Facebook-Posts checken. Gelebte Vorbildfunktion!

Unsere Haltung muss in unserem Verhalten glaubhaft zum Ausdruck kommen, wenn wir auch nur den Hauch einer Chance haben wollen, dass unsere Ansichten und Überzeugungen, unsere Pläne und Ziele oder unsere strategischen Ansätze von unserem Umfeld angenommen werden sollen. Wer Wasser predigt und dabei selbst Wein trinkt, darf sich nicht wundern, wenn ihm früher oder später die Gefolgschaft verwehrt wird …

Unsere Einstellungen, Sicht- und Denkweisen drücken sich bewusst oder unbewusst in unserem Handeln aus. Dieses führt dann direkt oder indirekt zum Erfolg:

Der Grad, in dem wir unseren eigenen Einfluss auf unseren Erfolg erleben, hat entscheidende Auswirkung auf unser Gefühl der Selbstwirksamkeit.

Offenheit und Toleranz

Offenheit gilt gemeinhin als wichtigste Eigenschaft, wenn es darum geht, sich schnell auf Veränderungen einzustellen. Offene Menschen sind häufig extrovertiert, sie gelten als sympathisch, man wird schnell mit ihnen warm, fühlt sich von ihnen akzeptiert und wohl in ihrer Nähe. Wie erreichen diese Menschen das?

Offene Menschen hören genau zu, bevor sie mit ihren eigenen Vorstellungen herausrücken. Sie sind in der Lage, die Worte ihres Gegenübers erst einmal vorurteilsfrei anzuhören und wo nötig weitere Fragen zu stellen, um das ganze Bild zu erfassen. Diese Fragen fangen nicht selten mit „W“ an und erinnern an die Sesamstraße: Wer? Wie? Was? Wieso? Weshalb? Warum? Nicht umsonst nennt man sie auch offene Fragen! Mit ihrer beinahe kindlichen Neugierde und ihrer empathischen Art bringen offene Menschen die Haltung „Ja, und …“ glaubhaft zum Ausdruck.

Sie paaren ihre Offenheit mit einer ehrlichen Toleranz gegenüber anderen Meinungen, Sicht- und Denkweisen oder Überzeugungen. Daher sind sie in der Lage, für den Standpunkt ihres Gesprächspartners Verständnis zu zeigen und dies auch glaubhaft zum Ausdruck zu bringen. Häufig hören wir von ihnen Aussagen wie „Das kann ich gut nachvollziehen“, „Das verstehe ich“ oder „Das tut mir wirklich leid“. Damit nehmen sie vor allem in hitzigen Diskussionen ihrem Gegenüber den Wind aus den Segeln. Fühlt sich der andere erst einmal in seiner Meinung verstanden, wird es viel einfacher, gemeinsam Lösungen zu finden. So vermeidet man, in rechthaberische Diskussionen abzugleiten. Es geht fühlbar um die Sache statt um Persönliches. Offene und tolerante Menschen sind ein spürbarer Gewinn für jedes Team, für jedes Unternehmen und für jede Gemeinschaft.

Furchtlosigkeit und Schlagfertigkeit

Wer kennt sie nicht, die Angst? Sehen wir uns im Alltag mit neuen Situationen, Problemen oder Herausforderungen konfrontiert, ergreift sie von uns Besitz, kapert unseren Verstand und nimmt uns damit unsere Handlungsfreiheit. Unser Herz beginnt zu rasen, Schweißperlen treten auf unsere Stirn, unsere Handinnenflächen werden feucht und wir sind kurzatmig. Gedanken wie „Wenn das passiert, dann ist es vorbei“ oder „was mache ich denn jetzt bloß?“ rasen dann durch unseren Kopf. Nicht selten wird ein nichtiger Anlass durch unser katastrophisches Denken erst zum unlösbaren Problem. Dann ist unser Überlebenssystem am Werke. Es hat seinen Sitz im ältesten Teil unseres Gehirns, in der Amygdala und im limbischen System, und lässt uns schwarzmalen, impulsiv reagieren oder Veränderungen kritisch entgegentreten.

Es gibt aber auch Menschen, die mit jeder Faser ihres Wesens furchtlos sind. Sie sind die Superhelden unseres Alltags. Es gelingt ihnen, ruhig zu bleiben, egal was passiert. Sie finden immer eine passende Lösung. Sie bleiben auch in brenzligsten Diskussionen schlagfertig und gleichzeitig höflich. Es scheint, als hätten sie wie ein Freikletterer ohne Seil ihre Angst für immer besiegt. Wir fragen uns: Wie machen die das bloß?

Furchtlose Menschen sind sich der Vergänglichkeit des Lebens in jedem Moment bewusst. Sie wissen, dass nichts so bleibt, wie es gestern war. Sie haben ihren größten Ängsten tief in die Augen geschaut und erkannt, dass auch im schlimmsten aller Fälle selten das eigene Überleben in Gefahr ist. Doch selbst wenn dieser Fall eintritt, halten sie es mit Epikur: „Was kümmert mich der Tod? Solange ich da bin, ist der Tod nicht da, und wenn der Tod da ist, bin ich nicht mehr da.“

 

Sie sind sich ihrer Stärken ebenso bewusst wie ihrer Schwächen, ihrer Möglichkeiten ebenso wie ihrer Grenzen. Sie kennen ihre persönlichen Werte und Maximen, ihre Lebensziele und haben für sich bewusst entschieden, wo sie mitgehen bzw. wozu sie Nein sagen. Dies gibt ihnen ein hohes Maß an innerer Freiheit, die es ihnen erlaubt, in jedem Moment geistesgegenwärtig und schlagfertig zu reagieren.

Ihnen fällt im richtigen Moment die passende Replik auf eine sarkastische Bemerkung ein, die weder zurückschlägt noch zurückrudert. Mit Forderungen konfrontiert, müssen sie nicht lange überlegen, wie ihre Antwort aussieht, weil sie ihren Entscheidungsrahmen definiert haben. Dabei werden sie von ihrem Umfeld als in hohem Maße authentisch wahrgenommen, weil sie in einer Vielzahl von Situationen zwar unterschiedliche, aber dennoch wiedererkennbare Entscheidungen fällen und kommunizieren.

Mehr über das agile Mindset und wie es im alltäglichen Verhalten umgesetzt werden kann, können Sie in Jörg Hawlitzecks Buch 30 Minuten Agiles Mindset lesen. Auch in seinem Blog finden sich weitere Beiträge zum Thema Mindset und Führung.

Jörg Hawlitzeck

Jörg Hawlitzeck (Bonn), Executive Mentor, Managing Partner von Business Culture und Keynote-Speaker, ist Experte für Mindset, wenn es um Leadership und unternehmerischen Erfolg geht. Der (Business-)Philosoph macht Menschen und Unternehmen fit für die Welt von morgen. Veränderungen bei sich selbst, Anderen und Organisationen treibt er mit Leidenschaft und Begeisterung voran. Dabei schreibt er das Wort Eigenverantwortung stets mit großen Buchstaben. Er lebt und arbeitet nach dem Motto „Die einzige Revolution, die wirklich etwas bringt, ist diejenige, die in dir selbst stattfindet.“