Die 12 Gründe des Gelingens

Für Stephen R. Covey stellen echtes inneres Engagement, Authentizität und Selbstzurücknahme Eigenschaften für primäre Größe dar. Dem gegenüber erreichen Menschen sekundäre Größe, die sich einzig auf Titel, Beliebtheit und öffentliches Ansehen versteifen. Mit Die 12 Gründe des Gelingens vermittelt er, wie primäre Größe erreicht werden kann und welche Rolle die zwölf Prinzipien dafür spielen. Zum Einstieg können Sie sich im Folgenden in das erste Prinzip - authentisch zu sein - einlesen.

Authentisch sein

»Wer nicht weiß, wofür er steht, ist leicht verführbar.«
GORDON A. EADIE

Totale Authentizität ist der erste Grund primärer Größe. Menschen, denen diese Eigenschaft fehlt, leben in einer Welt, in der sie etwas zu sein vorgeben, was sie nicht sind. Die Vorspiegelung einer falschen Identität belastet das eigene Gewissen sowie die Menschen, die mit uns auskommen müssen, schwer. Indem wir nichts anderes zu sein vorgeben, als was wir wirklich sind, befreien wir uns von dieser Last. Primäre Größe ist eine Eigenschaft von Menschen, denen die Übereinstimmung von Sein und Schein fest in den Charakter eingeschrieben ist. Dieses Kapitel handelt davon, wie Sie Ihr Leben an dem Prinzip der totalen Authentizität ausrichten können.

Mir scheint, dass wir, wenn wir über Ethik reden, häufig auf ein falsches Gleis geraten. Viele Menschen verwechseln Ethik mit juristischen Fragen, oder sie gehen an ethische Fragen nicht ganzheitlich und organisch heran, sondern haben in jedem Bereich unterschiedliche Ansichten.

Eine organische Herangehensweise hingegen befähigt uns in natürlicher Weise dazu, alles und jedes durch die ethische Brille zu sehen. Folglich bildet auch alles ein Ganzes, anstatt in lauter getrennte Bereiche gegliedert zu sein. Primäre Größe handelt von dem, was ist; sekundäre Größe handelt davon, wer wir zu sein scheinen.

Mit der Frage von Schein und Sein ringend, sagt Shakespeares Hamlet: »Welch ein Meisterwerk ist der Mensch! Wie edel durch Vernunft! Wie unbegrenzt an Fähigkeiten! In Gestalt und Bewegung wie bedeutend und wunderwürdig! Im Handeln wie ähnlich einem Engel! Im Begreifen wie ähnlich einem Gott!« Er rät: »Passt die Gebärde dem Wort, das Wort der Gebärde an.« Und er überlegt: »Was ist der Mensch, wenn seiner Zeit Gewinn, sein höchstes Gut nur Schlaf und Essen ist? Ein Vieh, nichts weiter. Gewiß, der uns mit solcher Denkkraft schuf voraus zu schaun und rückwärts, gab uns nicht die Fähigkeit und göttliche Vernunft, um ungebraucht in uns zu schimmeln.« Und seiner Mutter, der Königin, erwidert Hamlet: »Scheint, gnäd’ge Frau? Nein, ist; mir gilt kein ›scheint‹.«

Menschen, denen es nur um sekundäre Größe geht, kennen nichts als den Schein. Sie leben und arbeiten in einer Welt des Scheins, des Vorspielens von etwas, das sie nicht sind. Sie sorgen sich mehr darum, wie andere sie sehen, als darum, wer sie sind. Sie sind wie Schauspieler, die eine Maske tragen, um zu verschleiern, was sie tun, und ein Bild von sich aufrechtzuerhalten.

Als ich in North Carolina arbeitete, schenkte man mir ein Hemd, das mit dem lateinischen Motto des Bundesstaates esse quam videri bedruckt war, was so viel bedeutet wie »mehr sein als scheinen«.

Das sollte zugleich das Motto für jeden sein, der nach primärer Größe strebt. Leider dient der Schein nur allzu häufig als Ersatz für das Sein.

Der Autor

Dr. Stephen R. Covey wurde vom Time Magazine auf der Liste der 25 einflussreichsten Amerikaner geführt. Er ist Autor des internationalen Bestsellers "Die 7 Wege zur Effektivität", den das Magazin Chief Executive zu den einflussreichsten Wirtschaftsbüchern der letzten 100 Jahre zählt und von dem weltweit über 20 Millionen Exemplare in 38 Sprachen verkauft wurden. Stephen R. Covey war Mitbegründer von FranklinCovey, einem international führenden Beratungs- und Trainingsunternehmen, das inzwischen in über 140 Ländern vertreten ist, und seit 2010 Hochschullehrer an der Jon M. Huntsman School of Business der Utah State University. In über 40 Jahren hat Stephen R. Covey Millionen von Menschen – darunter Staatsoberhäupter und Konzernchefs – vermittelt, wie groß die Kraft der Prinzipien ist, von denen die Effektivität von Einzelpersonen und Organisationen abhängt. „Die 12 Gründe des Gelingens“ (GABAL 2016) vereinigen nun posthum die Essenz des Coveyschen Erfolgskonzepts: Das Buch beinhaltet einige der besten Essays von Stephen R. Covey, die niemals zuvor in Buchform erschienen sind